Ganz ähnlich finden wir übrigens die Putten wieder an dem reizenden
Bronze-Epitaph von Matthias Rumler, dem Stifter der Michaelskapelle auf
dem alten Friedhof, das zur gleichen Zeit wie die Reyifsche Platte entstand
und sich jetzt im Tiroler Landesmuseum beiindet. Das mittlere Feld des
dreigeteilten Steines des Paul Reyff nimmt das Wappen mit der Inschrift
ein, die äußeren Felder ein Relief des Sündenfalles und der Vertreibung aus
dem Paradies. Auch diese beiden iigürlichen Kompositionen sind nicht eigene
Erfindung des Bildhauers. Der Sündenfall ist eine freie Verarbeitung von
Dürers Stich von 1504 (B1), die freilich nichts von dem wunderbaren
Linienreiz und der plastischen Erscheinung des Originals übrig ließ, ab er in der
allgemeinen Stellung der Figuren zueinander und der Haltung ihrer Arme -
nur der rechte des Adam ist verändert - noch hinreichend das Vorbild
Abb. 17. Grzbplatte des Wendelin Yphofer im Ferdinandeum in Innsbruck
erkennen läßt. Auch die Vertreibung geht meiner Überzeugung nach auf das
Original eines tüchtigeren Graphikers zurück, das mir freilich bis jetzt nicht
festzustellen gelang. Ein eigenartiger Zusammenhang scheint mir aber auch
zwischen unserem Relief und einem kleinen Relief der früher dem Veit Stoß
zugeschriebenen Rosenkranztafel im Germanischen Museum zu Nürnberg
zu bestehen" (Abb. 16). Die Stellung des Engels und der Rückenakt des
fliehenden Adam decken sich, von der unzulänglichen Ausführung der Stein-
arbeit abgesehen, in allen wesentlichen Punkten. Wie wir freilich diese
Beziehung uns zu erklären haben, ob der Steinmetz das ältere Nürnberger
Werk gesehen, ob beide Werke vielleicht dasselbe graphische Blatt zur
Grundlage hatten, bleibt zunächst noch eine offene Frage.
Die dritte Grabplatte hat eine ähnliche Dreiteilung wie die eben
besprochene (Abb. I7). Die seitlichen Flügel tragen die Grabschriften für
"' W. Josephi, Die Werke plastischer Kunst im Germanischen Naüonalmuseum zu Nürnberg, 19m,
Nr. 273 u. Taf. XXXI.