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auf den Kopf der Bevölkerung ein halber Hektar Forst entfällt. Auch der
ehemals von Reisenden wie Fuhrleuten gefürchtete Zustand der Verkehrs-
wege, der ein förmliches Durcharbeiten durch Heidekraut und sandigen
Boden verlangte, ist ein anderer geworden. Ein System von Straßen und gut
gehaltenen Wegen durchzieht das Land. Wer den unsagbaren Reiz urwüch-
siger Boden- und Vegetationserscheinung der Heide genießen will, muß
heute schon weit hinaus wandern vor die Tore der Städte, nach denen ehe-
mals Hunderte von Geleisen sich hinzogen von den Lastwagen, die ohne
eigentlich gebaute Weganlagen das Heideland in mühsamer Fahrt kreuzten.
AnjeneZeiten erinnern noch die „Heide-
krüge", Wirtshäuser, Haltestellen, wo
Fuhrmann, Zugtier und die bös hin- und
hergeschüttelten Reisenden für kurze
Zeit die ausgestandene und noch zu
erwartende Mühsal vergessen konnten.
Wo nun der Boden infolge seiner
Durchsetzung mit mineralisch ganz
verschiedenartigen Elementen kompo-
sitionell ein so eigenartiges Gepräge
trägt, wie es bei der Heide der Fall ist,
liegt die Vermutung des Vorhanden-
seins verwertbarer Stoffe nahe. Man-
cherlei haben denn auch schon alte
Zeiten, vieles erst die Neuzeit mit ihren
vervollkomrnneten Hilfsmitteln zutage
gefördert. Vieles bot die Natur auch
freiwillig, vor allem Salz als Sole, Sülze.
Kieselgur findet sich in beträchtlichen
Mengen; Kali in mächtigen Lagern.
Eisenstein ist während des Mittelalters
- das beweisen die zahlreichen um-
fänglichen Schlackenhaufen - bei offenem Feuer in der l-Ieide geschmolzen
worden. Erdöl, lange Zeit auf primitive Weise zwecks Herstellung von
Wagenschmiere gewonnen, wird jetzt in verschiedenen Großbetriebsanlagen
aus Tiefen bis zu 500 Meter heraufgeholt. Beim Suchen nach Petroleum
stieß man in Steinförde bei 85 Meter Tiefe auf mächtige Salzlager, die bis
zur Stunde nicht abgebaut werden.
Gerade dieses Mineral ist es, dem Lüneburg seinen Ursprung verdankt.
Der als kräftige Bodenerhebung über das urweltliche Gletschergeschiebe
emporragende Kalkberg wird seit langer Zeit als Gipsbruch abgebaut und
mag in früheren Zeiten an Umfang, wohl auch an Höhe, wesentlich bedeu-
tender gewesen sein. Er liegt im Westen der Stadt. (Siehe Plan, Abb. I0.)
Unweit davon entspringen, genährt aus tiefliegenden Salzlagern, äußerst
kräftige Solequellen. Zu welcher Zeit hier zuerst ein wenn auch primitiver
Abb. 6. Lüneburg, Bäckerszraße