Kugel zum Aufklappen mit Kästchen und Fächerspielwerk liegt; das Sofa mit den Füllhorn-
profilen der breitausgeschwungenen Seitenlehnen; die Servante mit Säulen und Giebel
aufgebaut und mit weißen Gitterporzellanen gefüllt; der Sekretär mit Alabasterecksäulen,
Spiegelkastenaufsatz. Spitzbogengitterrand und im Innern mit der Tempelminiatur auf
Marketterieboden. Und schließlich voll Tegel- und Humboldt-Stimmung der polygonale
Gartensaal mit seinen Damaststühlen, den Nischen, eingefaßt von Tapetenbändem mit
grünen Rankengewinden, für Büsten und dem Säulenschaft inmitten mit der Blumentuba-
vase von Grazien umgeben.
Besonders erlesene Stücke der Biedermeierzeit sieht man dann noch in dem von
Biberfeld zusammengestellten Schlafzimmerinterieur. Sein Stolz ist das mächtige Bett,
ein Kastengefiige aus gelber Birke, dessen Seitenlehnen in ihren oberen Teilen halbrund
ausgeschnitten sind. Fest fundiert und dabei doch leicht wie in Federn schwebend er-
scheint der Bau und der gelbe Baldachin wird von vergoldeten Fackelträgern gehalten.
Das schwingende Motiv des I-Ialbrunds kehrt auch sonst wieder in der sanft aus-
gebogenen Sofabank mit der Sprossenlehne und ihren ausgeschnittenen schwarzen Lyra-
motiven, in den Wandkommoden, die sich nach vorn schwellend runden, in den kurvig
geschweiften Chaiselongues. Und rhythmisch begleitet wird das von der steilen Geradlinig-
keit der zylinderförmigen Sockel aus gelber Birke mit schwarzen Leisten, die hohe blaue
Vasen aus königlichem Berliner Porzellan tragen. In kleinen Seitenkabinetten findet sich
noch manches Kultur-Bric-a-Brac: an den Wänden Hosemann-Blätter, farbige Kupfer,
Berliner Plätze und Straßen, Menzel-Reliquien voller Humor, so die Trostblätter auf den
Tod des zertretenen Frosches, 1835 der Frau Arnold gewidmet; in den Vitrinen die
bescheidenen, aber doch interessanten Arbeiten der Berliner Eisengießerei, die Relief-
plaketten für die Fassade der eisernen Öfen und - eine besondere Kuriosität - als un-
zerreißbare Neujahrskarten, ferner Teller mit Durchbruchrand. Dem schlichten Eisen
benachbart liegt biedermeierliches Silber. Die alte Berliner Firma Vollgold hatte die glück-
liche Idee, die Stempel der Vorväterzeit herauszusuchen und ihre preziös galante Emble-
matik der bogenspannenden Amoretten, der Genien um den Rosenbusch, der Trauer-
weiden, der verschlungenen Hände -verwandt den Vignettenkünsten des Bu chschmucks
- auf Löffel und Dosen zu prägen.
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Die Ausstellung bietet auch sonst, wenngleich Mittelmäßiges und Konventionelles
immer noch übergroßen Raum einnimmt und die Durchquerung mühselig macht, anregungs-
volle Haltepunkte. Geschmackvoll ist das Arrangement der Plastik im Grünen. Reliefs sind
in Heckenwände eingelassen und Brunnen plätschern. Hübsch ist vor allem Walter Schotts
Brunnen: ein Rundbecken mit goldglitzrigem Mosaikgrund, daraus aufsteigend ein runder
Mittelschaft mit einem Muschelkalkfries aus Laubbehang und wasserspeienden Masken;
er trägt oben wieder ein Becken mit einer Springstrahlfontäne und auf seinem breiten Rand
schlingt sich der Reigen dreier Mädchengestalten aus Bronze in Flattergewändern. Wellen-
bewegt ist ihr Rhythmus und ein lebendiges Motiv dazu, daß von dem Strahl Perltropfen
schimmrig auf die dunkle Bronze sprühen und in den wehenden Falten hängen bleiben.
Eine Sonderausstellung spricht mit eindrucksstarker Gewalt, die der jungen Schweizer.
l-Iodlers künstlerischen Atem Hihlt man in dieser Generation, die auf die große vereinfachte
Form, auf Monumental-Flächenwirkung, auf Farbenakkorde voll klingender Fülle ausgeht.
Da ist Edmond Bille mit dem leuchtenden Bild „Die Meinen", von hellem Frühlings-
glanz der grünsprießenden Wiese, der roten Kinderkleider und der streitigen Trikots.
Max Buri nimmt naturalistische Motive, zum Beispiel ein paar Dienstmädchen, die am
Küchentisch schwatzen, aber das Stoffliche ist ganz überwunden zugunsten einer malerisch
dekorativen Sprache von strenger Auslese. Sie stimmt die graue Wandfläche, streiiiges
Kleiderzeug, das Irdenbraun des Geschirrs, das Schwarzhaar und den Rotschopf der derben
Mädchenköpfezu einer dekorativen Harmonie.