MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 8 und 9)

alles Kasernenmäßigen ist diese Anlage, die für x 500 Menschen bestimmt, in zwölf Klein- 
häuser über das Parkgebäude verstreut verteilt. je vier bilden ein Karree um einen Garten- 
hof herum. Abwechslungsreiche Brunnenskulpturen, meist aus dem porigen Muschelkalk- 
stein, stehen im Rasen und lassen ihr Wasser aus Röhren springen. Die Karrees sind 
nicht geschlossen, sondern haben die vier Ecken, des freien Luftdurchzugs halber, offen. 
Torbogen verbinden sie, l-igural geschmückt oder mit steinernen Kugeln, und reizvollste 
Durchblicke ergeben sich. Über den Portalen finden sich oft liebenswürdige Steinmetz- 
zierraten, heiteres Vignettenwerk von Ignatius Taschner, ein Eichhorn, Vögel auf einem 
Zweig, drollige Bären. 
Die dritte Anlage ist das Irrenhaus. Hierfür waren aus Zweckmäßigkeitsgründen 
große Gebäude vorgeschrieben. Die so dankbare Zerlegung in Landhausgruppen, zu einer 
Gartenstadt vereinigt, konnte hier nicht angewendet werden. Hoffmann löste auch diese 
Aufgabe unter Vermeidung alles Kasemenmäßigen. Er gab seinen Bauten Farbe und 
Bewegung. Rot und weiß sind die Fassaden; Ziegel geben das Grundmaterial und die 
Fenstereinfassungen sind aus Stein. Durch die Stockwerke durchgeführte Erker und in das 
Dach schneidende Giebel erinnern an hanseatische Architektur. Auch diese Anlage ist in 
Wiesengelände gebettet und das Plätschern der Brunnen klingt durch ihre Stille . . . F. P. 
BERLIN. NEUE INTERIEUR- STIMMUNGEN. Ein Gang durch das 
Hohenzollern-Kunstgewerbehaus von Friedmann und Weber, das sich jetzt in der 
Königgrätzerstraße 8 ein eigenes Heim geschaffen, bringt eine Fülle von Geschmacks- 
anregung. 
Das Haus, von Hermann Dernburg errichtet, knüpft glücklich an die so reinen Alt- 
Berliner Bautraditionen vom Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts an. Im Schmuck 
sparsam, wirkt es durch die Gliederung seiner hellen, glatten Front; durch die breite, mit 
einem Bogen abgeschlossene Mittelfenstergruppe, die durch zwei Stockwerke geht und 
die der legitime Fassadenausdruck des dahinterliegenden, festlich hohen Saales für antike 
Prunkstücke ist; durch den davorgelegten langen, schmalen Balkon aus Eisengegitter mit 
schlank aufstrebenden, nur - die Baupolizei ist schuld daran - zu flach an die Wand 
gepreßten Laternenständern, der eine dunkle Filigran-Schmuckleiste auf dem lichten 
Hintergrund bildet; durch das breitrampig vorspringende Hauptgesims und das darüber- 
gesetzte traditionsgemäße Attikageschoß mit der Vasenbekrönung auf dem Dachrand. Der 
Hauptreiz des Innenreiches liegt in den Interieuren. Originelle, phantasievolle und dabei 
immer konsequent aus dem Zweck abgeleitete Lösungen finden sich: Daist der Schauraum 
für weiße Porzellane, von Friedmann und Czeschka, der in seiner Delikatesse den Sammler 
solch vomehmer Kunst verlocken kann, seine Schätze in einem so symphonischen Rahmen 
aufzustellen. 
Diese mattschimmemden Schalen, Vasen und kapriziösen Figurinen in ihrem bleichen 
Lüster stehen in offenen, wandeingebauten Fächern auf dem Hintergrund graublauer, 
vorsatzpapierähnlicher Tapeten, die Randeinfassung der Regale hat die Farbe des warmen 
chinesischen Manclarinengelb und die Supraporten darüber sind in weißem Lack aus- 
gesägte Blattomamente, abgehoben von grüner hinterspannter Seide. Grün, gelb, weiß 
klingt mit den weichspielenden, flutenden und gleitenden Glasuren des milchigen Porzellans 
schmelzend ein. Und sammelnd, zusammenfassend, wölbt sich eine rundgespannte Glocken- 
decke darüber, mit einem Dekor weißbläulichen Krisselomamentes in dunklem Grunde. 
Eine graziöse Komposition, dämmerig und voll „poesie fugitive", ist das Teezimmer der 
Frau Cucuel-Tscheuschner. Die Wände sind im unteren Teil seidebehangen, im oberen 
mattebespannt und, wie auch die Decke, mit schwarzen Lackleisten gefeldert; in Panneel- 
höhe läuft auf der Wand ein Fries aus zierlichem Holzgegitter, aus dem viereckige verglaste 
Kästchen vorspiingen. Ihre Vorderseite zeigt unter der Glasplatte die haarfeinen Filigran- 
umrisse japanischer Schablonen, rieselndes Gezweig, Flatterhalme, wehendes Schilf. Mit 
rotlila Seide ist diese dekorative Fläche unterlegt. Innen sind Glühbirnen angebracht. Und
	        
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