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Volltext: Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon, Weltausstellung 1873 in Wien

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Öhawl - Fabrikation. 
Eine der wichtigsten Arbeiten der Musterweberei überhaupt, insbesondere aber in 
diesem Zweige der Textilindustrie ist: 
Das Leviren oder Mnstereinlesen. 
Der Musterzeichnet hat das Muster im verjüngten Massstabe auf Papier dargestellt. 
Um es nun in das Gewebe zu übersetzen, bedarf der Jacqüatd-Stuhl, diese auch für die com- 
plicirtesten, im Wege desWebens herstellbaren Muster geeigneteste Werkvorrichtung, eines 
durch die sinnreiche Einrichtung des Stuhles bedingten Zwischengliedes, der sogen. Karten. 
Die Bedeutung dieser Karten, mittelbar des in Bede stehenden Arbeitsprozesses, 
ergibt sich aus einer Skizze der Wirksamkeit des Jacquard-Stuhls. 
Jedös Gewebe beruht in seinem Kerne auf der Durchkreuzung zweier Fäden, des 
Ketten- und des Schussfadens. Von den durch die Appretur herstellbaren Mustern abge 
sehen, bilden sich Muster durch das sich in einer gewissen Reihenfolge wiederholende 
Ueber- und Untereinanderlaufen dieser beiden Fäden. Der Jacquard-Stuhl vereinfacht diese, die 
grösste Äuftilörksamkeit erheischende Arbeit des regelmässigen Hebens gewisser Ketten 
fäden dadurch, dass er sie mit einer Nadel verbindet und diese, wenn der Stuhl in Thä- 
tigkeit gesetzt ist, an eine am oberen Theile desselben sich überrollende steife, nach einem 
gewissen Platte durchlöcherte 1 Papierrolle stöSsen lässt. Geht das Papier über die Nadel 
hinweg, so bleibt sie und mit ihr der bezügliche Kettenfaden in Buhe. Gleitet dagegen über 
die Nadel ein Loch, so geht sie durch, dter mit ihr verbundene Kettenfaden wird gehoben 
und der Schussfaden schiesst unter diesem dahin. 
Um nun die Papierrolle oder Karte hiefür einzurichten oder in ihr die dem Muster 
nach Zahl und Gruppirung entsprechenden Löcher durchzupressen, muss das vom Muster 
zeichner geschaffene eolofirte Muster, nachdem es patronirt oder im vergrösserten Mass- 
stabö datgestellt worden ist, levirt odör gelesen, d. h. es müssen die Deckpuncte des Schuss 
fadens in der Karte markirt werden. 
Es bedarf kaum der besonderen Bemerkung, dass dieses Lesen der gespanntesten Auf 
merksamkeit bedarf. 
Ausser dem Leviren fallen dem weiblichen Geschlechte in diesem Industriezweige 
noeh zu: 
Das Patzen oder Hoppen und das Waschen der Waare. 
Nachdem die Shawls oder Tücher mittelst Ausschneide-Maschinen von den auf der 
Rückseite flott liegenden Schussfäden befreit sind, wird durch sorgsames Auskehren de r 
noch anhaftende Ausschneideflaum entfernt, sind etwaige Ungleichheiten und Knoten der 
Schussfäden oder stückweise doppelt eingeschossene Fäden mittelst Nopp- oder Putzeisen 
zu beseitigen, Fadenbrüche anzuzeigen u. s. w., kurz, ist die Waare rein zu machen. 
Die durchgesehene und geputzte Waare wird stückweise in Wannen durch lauwarmes 
Wasser, worin Seife oder andere Stoffe aufgelöst sind, durchgezogen, um eine gewisse 
Geschmeidigkeit zu erzielen und die Farbe zu beleben. Centrifugal-Maschinen besorgen das 
Entwässern, wornach die Waare behufs Trocknung in einen Apparat gebracht wird, der 
aus einem kupfernen, um seine Achse drehbaren, innen mit Dampf geheizten Cylinder besteht, 
welcher es durch die auf seiner Mantelfläche der Länge nach angebrachten Leisten er 
möglicht, das Stück entsprechend zu spannen. 
Die Trocknung erfolgt in wenigen Minuten. Alle übrigen Arbeitsprozesse sind den 
in anderen Zweigen der Weberei angeführten gleich 
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