klingt in diese Harmonie die gelbe Füllung zweier Flaschen und das Blond diskret
verstreuten Schildpattgeräts.
Eine Buchhandlung legt auf die das Fenster links und rechts Hankierenden schwarz
ausgeschlagenen Stellagen weißgelbe mit Goldzierrat ausgeprägte Pergamentbände und
zwischen den beiden baut sie eine Halbrundnische aus mit einer Bibliothek zierlicher
Maroquinbücher, grün, braun, rot mit farbigen Titelschildern.
Chinchillafelle gleiten über weiße Möbel; weiße Breeches mitgelber Tattersall-
weste breiten sich in der dunkel ausgekleideten Seitenvitrine am Eingang eines Herren-
modegeschäftes.
Ein Kunstgewerbehaus vereinigt vor dem grau-weißen Schachbretthintergrund, der
seinem Plakat entspricht, ein Bibelot-Stilleben orange und roter Seide, blauen Kopenhagener
Porzellans, mattgrüner chinesischer Keramik, weinfarbener Moore-Poterien.
Und Lila und Gelb schmilzt besonders schön zusammen in einem Posamentenladen
im milden Licht der unsichtbaren Röhrenbeleuchtung, in der wie in reiner Atmosphäre
die Farben weich und ruhevoll schwimmen. Felix Poppenberg
MAGDEBÜRGER KÜNSTSCHAÜ IQII. Am 1. Oktober ist die neuerbaute
große Ausstellungshalle von der Stadt dem Kunst- und dem Kunstgewerbeverein
übergeben und die erste umfassende Kunstschau feierlich eröffnet worden. Sie enthält
aus dem Bereiche der bildenden Kunst nur Werke eingeladener Künstler, welche die
Weimarer Kunsthandlung Brodersen zusammengebracht hatte; eine Auswahl von heutiger
deutscher Kunst, die ein objektives Bild aller modernen Richtungen gibt und nur den
Standpunkt der Qualität wahrt. Die süddeutsche Stimmungslandschaft und Münchner
dekorative Tonigkeit ist ebenso vertreten wie L. v. I-Iofmann und Thema, die archai-
sierenden Zeichner von der Art Sohn-Rethels nicht minder wie Expressionisten und der
Berliner Impressionismus. Von diesem dominieren ein paar Hauptwerke: Liebermanns
„Schweinemarl-it" und Selbstbildnis, Slevogts „Tilla Durieux", Beckmanns „Unterhaltung".
Am meisten Interesse erregen ein paar junge, zum Teil noch kaum bekannte Künstler, wie
die unter Beckmanns EinHuß stehenden E. A. Dietze und der Magdeburger Giese, K. Caspar
mit tiefempfundenen religiösen Kompositionen und seine Frau M. Caspar-Filser mit ganz
männlich, fast heroisch aufgefaßten weiträumigen Landschaften. Neben den bedingt zu
der neuen Bewegung in den Spuren Ce'zannes und Gauguins einschwenkenden Leo v. König
und Kurt Tuch, die mit Rößler zu den bedeutendsten der jungen Berliner gehören, stehen
als entschiedene Bekenner des Expressionismus Nolde und als homo novus von starkem
Talent Hasler, der fein und hellfarbig ist. Die Plastik bietet keine Überraschungen, sie
enthält schöne Bronzen von Stuck, Tuaillon, Gaul, I-Ioetger (ein wundervoller Halbakt),
Barlach. Der neue Direktor der Kunstgewerbeschule, Rudolf Bosselt, hat daran nur ein
paar seiner letzten Skulpturen angeschlossen, da er vor ein paar Monaten bereits umfassend
ausgestellt hatte.
Das Magdeburger Kunstgewerbe hat einige Zimmer zu wohlfeilen Preisen (für Klein-
bürger und Arbeiter), zum Teil nach Entwürfen von Dobert und andern ausgestellt, die den
glücklichen Gedanken billiger Typenmöbel hier einführen wollen. Von auswärts kam eine
Sammlung Stickereien, Kissen etc. von Florence Jessie Hösel dazu.
Magdeburg ' P. F. Schmidt
ARISER AUSSTELLUNGEN. Der „Salon du Mobilier" im Grand Palais des
Champs Elysees wird im allgemeinen von den Kunstkritikem eher stiefmütterlich
behandelt. Trotzdem ist in dieser Riesenschaustellung, welche sämtliche für Wohnungs-
einrichtungen in Betracht kommende Industrien vereinigt, sowohl in praktischer als in
künstlerischer Hinsicht manche Anregung zu linden. Abgesehen von den Reklamezwecken,
welche hier vielfach in den Vordergrund treten, ist der Besuch dieser Ausstellung schon
deshalb interessant, weil diesmal eine Preiskonkurrenz für Möbel in modernem Stil statt-