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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 11)

bearbeitet. Lange vor dem schwierigen Hohlguß beherrschte der Mensch 
das Hämmern und Treiben. So bot sich ihm die Möglichkeit, beispielsweise 
Götterfiguren aus Lehm, Holz und dergleichen mit goldenen Platten zu ver- 
zieren. Doch mußten diese bei größerer Dicke durch Nieten und Löten, bei 
geringerer durch Einhämmern in das Relief auf den zu verkleidenden Kern 
aufgebracht werden. Zu einem bloßen Auflegen auf die Unterlage bedurfte 
es eines zu außerordentlicher Feinheit ausgehämmerten Goldes. Das 
Bestreben, die Befestigung zu erleichtern, vereint mit der Wertsteigerung 
des Edelmetalles, mochte schließlich jene eigenartige Technik zeitigen, welche 
wir als „Goldschlägerei" bezeichnen. 
Mit zunehmender Verdünnung gestattete das Gold eine mühelose Ver- 
kleidung auch verwickelterer Formen und erweiterte sein ursprünglich auf 
Bildhauer- und Baukunst beschränktes Anwendungsgebiet auf die Werke 
der Malerei, des Buchdruckes, der Prägekunst und anderes mehr. 
DAS BLATTGOLD IM ALTEN ÄGYPTEN. 
Die ägyptische Abteilung des Berliner Museums enthält eine etwa auf 
das Jahr 3500 vor Christi zurückzuführende Halskette, die tonnenförmige 
Perlen aus dünnem Goldblech aufweist. 
Seit der ersten Dynastie übten die Ägypter auch das Belegen mit dünnem 
Goldblech." Von der fünften Dynastie an finden wir das Vergolden mit Blatt- 
gold im heutigen Sinne, das auf Holz bisweilen auf einen Wachsüberzug," 
meist aber ebenso wie auf der Mehrzahl der andern Stoffe auf einer Stuck- 
auflage mit roter oder gelber Untermalung aufgebracht wurde. Der Louvre 
besitzt ein Vergolderbüchelchenfhif dessen Blätter so fein sein sollen wie die- 
jenigen der deutschen Goldschläger des XVIII. Jahrhunderts. 
Vermutlich der fünften oder sechsten Dynastie (etwa 2500 vor Christi) 
entstammt die erste Darstellung des Goldschlägers (Abb. 2) in einem Grabe 
zu Sakkarahrl- Leider geben die Verfasser keinerlei Begründung für ihre 
Deutung dieses Handwerkers als Goldschläger. Das wäre aber umso er- 
wünschter, als dem Ägyptischen der Begriff „Goldschläger" fehlt, demzufolge 
auch keinerlei Schriftzeichen Aufschluß über die Tätigkeit der knieenden 
Figur geben. (Das ägyptische Wort für Gold ist nb, etwa näb, später nüb 
gesprochen; das Schriftzeichen für Gold ist  Blattgold wird d'm genannt, 
die Aussprache ist unbekannt; das Schriftzeichen ist  Der Gold- 
schmied heißt nbj, Aussprache ebenfalls unbekannt; das Schriftzeichen ist 
m1 Q Q x17 -) 
Nur durch Rückschlüsse aus der heutigen Technik kann daher jene 
Auffassung gewonnen worden sein. Ich erwähne dies, ohne meine vor 
Kenntnis der Perrotschen Auslegung gewonnene Überzeugung schon hier 
" Heinrich Schäfer, Ägyptische Goldschmiedearbeiten. Berlin xgxo, Seite 207 E. 
N Entsprechend der heutigen Wachs- oder Plafondvergoldung. 
f" G. Maspero, Ägyptische Kunstgeschichte. Deutsche Ausgabe von Georg Steindcrif. Leipzig m89, 
Seite 30a. 
1- Georges Perrot und Charles Chipiez, Geschichte der Kunst im Altertum. Ägypten. Leipzig 1884, 
Seite 3a, Figur 2x.
	        
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