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Architekturausstellung der Wiener Kunstgewerbeschule. Grabstein (Stein
und Scbmiedeisen), entworfen von Josef Bodenstorfer
Prunkstück gibt sich der
Wagen mit Motorhaube
und Laternen aus gehäm-
mertem Kupfer und den Ka-
rosseriewänden aus braun-
flammiger Birke. Ein schö-
nes Material. Aber zum
technischen Maschinenstil
des Autos paßt die metal-
lische Ummantelung doch
besser.
Mannigfache ingeniö-
se Ausstattung fand das
Interieur. Blumenröhren
an der Wand, Necessaire-
tasche, Uhr gehören zu den
selbstverständlichen Re-
quisiten. Manche Limou-
sinen gleichen innen Sa-
lons für elegante Frauen in
Abendtoilette, die in das
Theater oder in Gesell-
schaft fahren: Creme-Da-
mastpolster, blonde Schild-
pattgriffe, die Vorhänge
als kokette Lambrequin-
Rideaux frisiert und in der
Decke einKristallmedaillon
als Beleuchtung.
Andere Wagen ha-
ben eingebaute Miniatur-
paneelschränkchen aus ed-
len Hölzern, Mahagoni, Zi-
tronenholz mit Ebenholz-
stäbchen ausgelegt und
zierlichem Fächerwerk für
die Reiseapotheke. Beson-
dere Freude macht die
zweckästhetische Gestal-
tung der Einzelbestandtei-
le. Vor allem der Laternen.
Die großen Scheinwerfer
haben am Tag Schutz-
decken vor den Gläsern in Form von spitzkugeligen Messingbomben, praktisch und zugleich
energischer Schmuckakzent. Und die oberen kleineren Laternen, die Augen an der Stirn-
wand der Chauffeurmulde werden wirklich als langgestielte Augen behandelt,auch wie Fisch-
schnauzen oder behelmte Drachenhäupter. Sachlich reiner aber ist's, wenn sie als hoch-
gewölbte Linsen aus der Metalliiäche leuchtend ragen . . . . blitzende Riesencabochons.
BERLIN, JÜRYFREIE KÜNSTSCHAU. Das gefährliche Wagnis, eine Kunst-
ausstellung zu machen, die Raum für alle gibt und auch den Krüppeln und Lahmen
ungehemmten Zutritt verstattet, ist besser verlaufen, als man gefürchtet hatte. Die Ver-