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das darstellerische Geschick, mit den ausgesparten weißen Flächen des Papiers zu arbeiten.
Schattenhaftes Kindergewimmel am weißsandigen Strand kommt damit suggestiv heraus.
Sehr persönlich sind Melzers Farbenholzschnitte. Sie haben etwas Wüstes, Hitziges,
Brandfarbiges, sie wirken wie an Wandmalereien wilder Völkerstämme entzündet, diese
Tänze nackter braunroter Leiber, diese assyrischen Krieger mit Lanzen.
In der Skulptur fallen die Aktskulpturen von Ilse und Margarete von Scheel ins Auge.
Sie erstreben das Archaische, das Maillol und in Deutschland Georg Kolbe bildnerisch liebt.
So hat dieser Versuch einer juryfreien Ausstellung für diesmal seine Existenzfähig-
keit erwiesen. F. P.
IIIEIPZIG. AUSSTELLUNG FÜR BUCHGEWERBE 1gx4. Die Vorarbeiten
für die Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig i9x4, haben
in den letzten Monaten erhebliche Fortschritte gemacht. Das Königlich Sächsische Mini-
sterium des Innern hat, vorbehaltlich der ständischen Genehmigung, zu dem Garantiefonds
den Betrag von 200.000 Mark bewilligt. Der Rat und die Stadtverordneten der Stadt
Leipzig haben für die Ausstellung nicht nur ein 400.000 Quadratmeter großes Gelände
unentgeltlich zur Verfügung gestellt, sondern auch für den Garantiefonds ebenfalls den
Betrag von 200.000 Mark, darunter 50.000 Mark als festen Beitrag bewilligt. Von privater
Seite sind 150.000 Mark zu dem Garantiefonds gezeichnet, dessen Höhe augenblicklich
550.000 Mark beträgt. Die Ausstellungsbedingungen nebst genauem Gliederungsplan werden
nach endgültiger Beratung und Genehmigung durch das Direktorium im Dezember zum
Versand kommen.
PARISER AUSSTELLUNGEN. Der „Salon d'Automne" ist das wichtigste
künstlerische Ereignis der Herbstsaison. Seitdem die beiden großen Frühjahrsaus-
stellungen im „Grand Palais" nicht mehr genügen, um den Anforderungen aller Künstler
gerecht zu werden, wurde vor einigen Jahren der „Salon d'Automne" eingeführt, und
zwar mit besonderer Berücksichtigung der modernen Richtung, welcher bei den „Artistes
Francais" und in der „Societe Nationale" vielfach der Einlaß verweigert wurde. Die zweite
Aufgabe des „Salon d'Aut0mne" besteht darin, allen dekorativen Künsten und kunstgewerb-
lichen Schöpfungen ein weiteres Feld einzuräumen. (In denselben Räumen des Grand Palais
fand im vorigen Jahre die vielbesprochene Münchner kunstgewerbliche Ausstellung statt.)
Diesmal bietet die kunstgewerbliche Abteilung verhältnismäßig viel bessere Leistungen
als die der sogenannten höheren Künste, welche mit beinahe 2000 Nummern (Bilder und
Skulpturen) vertreten ist.
Eine erste oberiiächliche Besichtigung der letzteren wirkt ermüdend und verwirrend,
ich möchte fast sagen unangenehm. In dieser Menge treten so viele völlig mißlungene
Versuche moderner Malerei so aufdringlich in den Vordergrund, daß die besseren, dis-
kreter behandelten Bilder daneben ganz verschwinden. Natürlich gibt es auch eine ansehn-
liche Zahl sehr guter Leistungen, doch diese wollen gesucht sein.
Henry de Groux, dessen Werke allein einen der größten Säle ausfüllen, ist gerade
kein moderner Künstler,jedenfalls ist er ein Original. In den dreißig großen Gemälden, die
hier vereinigt sind, findet man alles, was sich eine übersprudelnde krankhafte Phantasie an
Schauerlichkeiten, Feuer- und Wasserkatastrophen, aufgetürmten Leichnamen, bluttrie-
{enden Kämpfen, Gespenstern und Greueln aller Art nur vorstellen kann. Die Dantesche und
Wagnersche Literatur ist hier stark vertreten. ebenso Napoleon, julius Cäsar, Nero und
andere. Henry de Groux war durch lange Zeit verschwunden, man hielt ihn sogar für
gestorben. Mit seiner jetzigen Ausstellung feiert er eine Art Auferstehung. Die Kritik ist voll
des Lobes über ihn. Seine Manier erinnert an die der alten holländischen Meister und ist in
vieler Hinsicht interessant. Leider ist es doch nur der Geist eines Wahnsinnigen, der uns
aus diesen Darstellungen entgegengrinst.
Die „Kubisten", letzte Neuheit auf dem Gebiet der modernen Kunst, hörte ich gleich
bei meinem Eintritt auf das lebhafteste besprechen. Noch hatte ich die Bilder nicht gefun-