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Volltext: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 11)

DIE KÜPFERSTICHE DES MEISTERS _4p_g_ f" Man kann nicht behaupten, 
daß der Kunstsammler schon als solcher ein Segen für die Kunst oder auch nur eine 
Künstlern und Kunstfreunden sympathische Erscheinung sein muß. Es gibt im Gegenteil 
unter den Kunstsammler-n höchst unerfreuliche und man darf es getrost aussprechen: 
geradezu kunstschädliche Typen. Es sei nur an jene Kunstsammler erinnert, die, weil es 
Mode ist, die nach den Namen der Künstler, die um der hohen Preise der Kunstwerke 
willen oder aus Eitelkeit, auf Ausstellungen und in Publikationen genannt zu werden, 
sammeln, an jene, die nichts anderes als verkappte Kunsthändler sind, an jene, die wahl- 
los alles und aus allen Epochen sammeln und weder Kenntnisse noch Geschmack haben. 
Diesen Schattenseiten des Kunstsammlerwesens stehen glücklicherweise aber nicht minder 
kräftige Lichtseiten gegenüber. Es gibt Kunstsammler, die den Kunstkenner und den Kunst- 
liebhaber rnit dem werktätigen Unterstützer der Kunst in sich vereinigen. Daß leider, und 
wenn ich richtig beobachte: heutzutage mehr als in vergangenen Zeiten der Kunstsammler 
sein Geld lieber für alte Kunstwerke, deren Schöpfer längst schon tot sind und daher von 
seinen Ankäufen keinerlei Nutzen mehr haben, auslegt als für die Arbeiten zeitgenössischer, 
namentlich junger und daher besonders unterstützungs- und förderungsbedürftiger Künstler, 
diese bedauerliche Tatsache sei nur im Vorübergehen gestreift. Ein besonders sympathi- 
scher und der höchsten Achtung werter Typus des Kunstsammlers ist derjenige, welcher 
sich auf ein verhältnismäßig kleines und gleichartiges Gebiet beschränkt, dieses während 
seiner Sammeltätigkeit immer gründlicher kennen lernt und schließlich, von Stücken der 
eigenen Sammlung angeregt und ausgehend, selbständig weiter zu durchforschen beginnt 
und so der kritischen Katalogisierungstätigkeit der Kunstgeschichte die wertvollsten Dienste 
leistet. 
Auf dem Gebiet der graphischen Künste ist Wien so glücklich, dermalen nicht 
weniger als drei Sammler vom geschilderten Schlage sein eigen zu nennen: Herrn Josef 
Wünsch, den Verfasser der Monographie über Blasius Höfel, Herrn Dr. Ottokar Mascha, 
den Verfasser des Buches „Felicien Rops und sein Werk", und Herrn Dr. Julius Hofmann, 
der unter den Dreien am frühesten als Autor aufgetreten ist und als solcher bisher am 
meisten produziert hat: in den Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 
die Aufsätze „Die Radierungen von Aelbert Cuyp" (1905, S. 14  und „Das Reiterbildnis 
Ferdinands II. von Crispin van de Passe" (x91 x, S. 33 f.), im Verlage derselben Gesell- 
schaft im ]ahre 1907 den Katalog von Goyas graphischem Werke und im laufenden Jahre 
das Buch „Die Kupferstiche des Meisters __gg_ ", das hier zu besprechen ist. 
Herr Dr. julius Hofmann war praktischer Arzt. Seiner Sammelneigung konnte er sich, 
scheint es, erst nachdem er sich von seinem Berufe zurückgezogen hatte, intensiver und 
systematischer widmen. Er unterrichtete sich hauptsächlich im freundschaRlichen Umgang 
mit so ausgezeichneten Kennern der graphischen Künste, wie es Henri Hymans und Max 
Lehrs sind, vertiefte und erweiterte seine Kenntnisse aber auch durch den Heißigen 
Besuch der großen Kupferstichauktionen, namentlich Gutekunsts in Stuttgart, und der 
Kupferstichkabinette und durch die Lektüre der Fachliteratur. Nach und nach brachte er 
eine nicht allzu große, aber gewählte Sammlung graphischer Blätter zustande, worunter 
namentlich die Radierungen Goyas hervorragen, und gelangte durch das eifrige und liebe- 
volle Studium des eigenen Besitzes zu selbständigen Arbeitsergebnissen, die publiziert 
auch der allgemeinen Forschung zugute kommen sollten. 
Auch die vorliegende Arbeit über den unbekannten italienischen Stecher, der zwei 
kleine p, deren Unterschäfte durch eine Doppelschlinge miteinander verbunden sind, als 
Monogramm führt und um 1500 tätig gewesen sein muß, geht von einem Blatte im Besitze 
des Autors aus, dem „Triumph des Mondes", das zugleich das Hauptwerk des Meisters 
darstellt. Man sieht deutlich, wie die Beschähzigung mit diesem Stiche, mit seinen Zuständen 
und seinen Drucken und mit der darüber berichtenden Literatur der Kern war, um den 
" Julius Hofmann, „Die Kupfersüche des Meisters gg ". Ein Beitrag zur Geschichte des italienischen 
Kupferstiches. Mit acht Lichtdrucktafeln. Wien Igxr. Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
	        
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