bewundert man an der reinen herben Schönheit der Statuen Hermann Hallers, vorzüglich
an seiner Grabiigur, Schwank, schwebig, in leicht geneigter Linie, gleichsam vom Lager
des Irdischen emporgewunden, in der flügelhaften Deckung der Arme. Miniaturen voll
Ausstellung österreichischer Kunst-
gewerbe. Kleid, entworfen vom Ar-
chitekten Eduard josef Wimmer,
ausgeführt von der Wiener Werk-
stätte
Grazie sind die Gipsstudien von Engelmann; in ihren feinen
verwischten Staubtönen zittert etwas von der flüchtig hol-
den Anmut der Tanagraiiguren. August Gaul stellt sich mit
einer strotzenden Menagerie ein: Esel in allen Lebenslagen
und ein Wisent mit aufgeblasenem riesigen Ovalhaupt und
einem gebirgsmassig hingewälzten Körper.
In den Kabinetten der Graphik sind die Führer der
Sezession und der jüngere Nachwuchs gut und charakte-
ristisch vertreten. Lieberrnanns Pastelle, Radierungen,
Zeichnungen aus Holland und Hamburg, seine Tennis-
plätze, sein Uhlenhorster Fährhaus mit dem Geschwirr der
Boote zeigen die Beherrschung und Überwindung des Stoff-
lichen, Handgelenk_ und sprühende Finger.
Dagegen die schwerwuchtende altdeutsche Hand-
schrift Böhles, der episch-patriarchalisch seine Gestalten
des Ritters, des Landmanns, der Tiere auf dem Felde
hinsetzt und das treufeste Gefühl von Scholle, Ackerkrume,
von Säen und Ernten und ihrem urewigen Jahreszeitwechsel
zwischen Himmel und Erde bannt.
Corinth bringt eine Kollektion vielseitigster Motive.
Darunter seine Lithographien zum „Hohen Lied", dessen
Klima voll schmachtend narkotischer Süße ihm freilich
nicht so liegt wie das dumpf schwelende blutbrünstige Buch
]udith. Packend aber ist der „Kamptm, ein dämmeriges
Nachtstück drängender Leiber, wütender Griffe. Käthe Koll-
witz blickt aus einem Selbstbildnis mit dem schweren Ernst
des harten Lebens und der tiefen Augen, die der Mensch-
heit jammer gesehen.
Struck fasziniert durch venezianische Miniaturen von
juwelierhaftem Glanz und spitzenfeinem Architekturge-
webe. Delikat wirkt sein Blatt: „Auf der Fahrt nach Mu-
rano", mit der durch den Ton des Papieres und ganz
sparsame Radierungsrnittel herausgebrachten krisseln-
den Wasserweite und dem fern auftauchenden schmalen
Horizontstrich des Insellandes. Und die schneeigenWinter-
I bilder aus dem Riesengebirge haben etwas Rieselnd-Kühles,
._ Bleich-Helles in ihrem Flächenspiel. Slevogts Porträt-
variationen über d'Andrades Don juan prickeln voll Verve
wie die Champagnerarie. Frappant springt uns der Ein-
druck aus Willi Geigers Stiergefechtszenen an. Eine
zuckende Augenblicklichkeit, eine Rapidität, blitzschnell
und haarscharf, wie die schlanke, biegsame Klinge des
Toreador, lebt hier, und die blitzende Momentanbewegung,
das Zickzacktempo des Kampf-Pas de deux, umspielt von
dem prallhellen Sonnenlicht. dem natürlichen Scheinwerfer des offenen Zirkus, ist vehement
festgehalten. Mit einer großen Serie tritt Ludwig von I-Iofmann auf. Er enthüllt seine arka-
dischen Gefilde heiliger Haine mit hymnischen Reigen und Traubenfesten, seine Glitzer-
gewässer voll Märchenmagien in triefenden gelb-grünen Tönen, wabemd und wallend wie
unendliche Rheingold-Melodien und l-lannele-Verse fühlt man von grünen Flören, wehend