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großragenden Turmes angewendet. Der
Turm ist ein Prachtstück voll gebändig-
ter Fülle. Er wächst als organischer
Schößling kraftgetrieben aus einer rei-
chen Architektur heraus. Über dem
Mittelbau mit seinem hohen Giebel steigt
er an, gebildet aus Reihen von Säulen-
stellungen, zwischen denen großzügige
Fensteranlagen disponiert sind. Ein wäl-
biges Kuppeldach, bekrönt von einer
vergoldeten Fortuna, deckt ihn, ein weit-
schauendes wehr- und glückhaftes Wahr-
zeichen.
Die vier Fassaden des freistehen-
den Gebäudes variieren das gleiche Mo-
tiv: das Haupt- und Mittelstück mit do-
rischen Säulen zwischen den Seiten-
flügeln, die durch Pilaster gegliedert
werden.
Mit feinem Takt ist über den Bau-
körper höchst materialgerechter Stein-
metzschmuck verteilt, der ziervoll und
einfallsfreudig Rhythmus und Gliederung
betont. g g
x
Eine fesselnde Ausstellung Alt-
China bietet sich bei Friedmann und
Weber in dem schönen Raum mit den
eingebauten und von innen belichteten
gelben Schauregalen unter der zeltför-
migen Decke.
Hier stehen nun im Schimmerlicht
erlesene chinesische Poterien, Vasen und
Schalen. Die Sinfonie der Uni-Glasuren
spielt: das Lapislazuli-Blau, Sang du
boeuf-Rot, oft zuckig überliammt, das
klingend helleMandarinengelb, die zarten
an Nephrit erinnernden graugrünen Sela-
donglasuren, die meist pikant durch
das verzweigte Spinnennetz haarfeiner
Sprünge, das artistische Craquele, nuan-
ciert werden. Dann gibt es, dem flaumi-
gen Hautton der Früchte vergleichbar,
wolkiges Grün-Rosa und dumpfes Kasta-
nien-Braun-Rot. Versprengte wischige
Goldstaubspritzer erhöhen die Fläche,
und im Blanc de Chine, dem sahnigen
glasierten Weiß sind ganz zarte Gravie-
rungen eingeschnitten, die bei dem dün-
nen Eierschalenporzellan transparent
durchleuchten. Die dekorierten Stücke
Ausstellung österreichischer Kunsigewerbe. Vorhang, Kat-
tun, Batik, entworfen und ausgeführt von Dora Wibiral in
Weimar
zeigen fein abgewogene und dem Körper des Gefäßes angepaßte Kompositionen: Ranken-
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