MAK
Nr. 7 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 79 
Zu Beginn des 19, Jahrhunderts wird auch nur mehr 
wenig geschnitten, Schliff und Aetzung haben den Relief- 
Dekor übernommen und der Schnitt kommt nur mehr 
bei Ueberfang-Gläsern in Verwendung, dagegen be 
herrscht wieder die Farbe die Dekoration des Hohlglases. 
Eine kurze Zeit hindurch wird eine besondere Art von 
Gläsern modern, die ihren Ursprung der vornehmen ■ 
Liebhaberei eines adeligen Glashüttenfoesitzers verdan 
ken und deren Vorfahren wohl nur in den spät-antilken 
Achatgläsern zu sehen sind. Es sind dies die in den wun 
derbarsten Steinmassierungen hergestellten sogenannten 
Hyalith- und Lithyalingläser, die eigentlich viel Grenz 
linien mit den farbigen Gläsern gemeinsam haben. 
Zu all diesen markanten Perioden in der Geschichte 
der Glasindustrie bringt die vorliegende Sammlung Bei 
spiele und es ist keine einzige der angeführten Epochen, 
die nicht darinnen vertreten wäre. 
JVturillos auf dem ^Kehrichthaufen. 
In Rußland sind durch den Umsturz, besonders auf aem 
Kunstgebiete, die seltsamsten Verhältnisse gezeitigt worden. 
Alte Kirchen wurden enteignet und zu Versammlungslokalen 
umgewandelt, wobei die Bilder und andere Schmuckgegen 
stände achtlos beiseite getan wurden. Es handelt sich meist 
um Gemälde, die durch das hohe Alter und durch die wenig 
sachgemäße Pflege vollkommen dunkel geworden waren, so 
daß sie einen unscheinbaren Eindruck machten. Oft genug wird 
es sich auch um ziemlich wertlose Gegenstände gehandelt 
haben; in vielen Fällen aber wurden sicher Bilder von hohem 
Kunstwerte auf diese Weise vernichtet, da besonders in den 
kleinen Provinzstädten die Sowjetkommissäre, die die in Be 
tracht kommenden Verfügungen trafen, wohl kaum genügend 
große Kunstkenner waren, um Mißgriffe zu vermeiden. 
Durch einen Zufall wurden einige hervorragende Bilder 
in der Kirche von Achtyrka in der Nähe von Charkow 
dem Verderben entrissen. Auch diese Kirche war für kommu 
nistische Zwecke beschlagnahmt und die Bilder daraus ent 
fernt worden. Es handelte sich um sehr alte Kunstwerke, 
deren Leinwand schon brüchig war. Alle diese früheren Ge 
genstände, die den Schmuck des kleinen Gotteshauses bilde 
ten, wurden als völlige Nichtigkeiten bei dem inneren Umbau 
der Kirche auf einen Kehrichthaufen geworfen, der sich im 
Hof befand. Hier lagen sie schon viele Tage, als durch Zufall 
ein Kunstprofessor aus Charkow hinkam, um einen Freund zu 
besuchen. Bei einem Spaziergang ging er auch an dem Platz 
vorbei, auf dem das ganze alte Gerümpel zusammengetragen 
worden war, und sah hier aus einem alten Bilde einige wun 
derbare Gesichter leuchten, die ihm als sehr wertvoll erschie 
nen. Er beschäftigte sich näher mit dem Funde und erklärte 
seinem Freunde, daß er die Bilder für echte Murillos halten 
würde, wenn die Möglichkeit vorliegen könnte, daß sich hier 
Kunstwerke so hohen Ranges befinden. Er stellte Nachfor 
schungen an und es wurde dabei auch dem Ursprung dieser 
Kunstwerke nachgegangen. Der Erfolg war über Erwarten 
groß, denn es zeigte sich, daß drei dieser Bilder von einer 
Gräfin Tschernischeff vor mehreren Jahrzehnten der 
Kirche geschenkt worden waren. Diese Gräfin hatte in ihrem 
Palast eine Anzahl echter Murillos, so daß an dem hohm 
Kunstw.ert dieser Bilder um so weniger gezweifelt werden 
konnte, als sich in den Archiven der Kirche Scbenkungsbriefe 
der Gräfin befanden, in denen ausdrücklich die drei Bilder 
als Murillos bezeichnet worden waren. 
So ereignete sich der einzigartige Fall, daß drei echte 
Murillos auf dem Kehrichthaufen ihr Ende gefunden hätten, 
wenn nicht der Zufall seine Hand im Spiele gehabt hätte. Auf 
Grund dieses Vorkommnisses wurde verfügt, daß alle Bilder 
vor ihrer Vernichtung erst einer künstlerischen Kommission 
zur Prüfung übersandt werden müssen. 
393. Jiunstauktion des Dorofheums. 
Am 18. und 19. März brachte das Dorotheum in 
Wien die angekündigte Sammlung eines Wiener Indu 
striellen und anschließend daran am 20. März Kunst- 
gegenstände aus anderem Wiener Besitz zur Versteige 
rung. Den besten Erfolg erzielte das Dorotheum mit den 
Kunstgegenständen aus Glas und Silber, die ihre 
Schätzungspreise weit überschritten. Bilder waren weni 
ger begehrt, doch sind auch da einige namhafte Preise 
zu verzeichnen. Ein Versuch, Münzen und Medaillen zu 
versteigern, fiel sehr ermunternd aus. 
Sichtlich günstig beeinflußt wurde die Stimmung der 
Teilnehmer an der Auktion durch die kluge Wiederkehr 
zu den Schätzungspreisen. Man hat, wie die Erfahrung 
wieder einmal zeigte, mehr Animo zum Mitbieten, wenn 
mit kleineren Preisen angefangen wird. Hoffentlich bleibt 
es nun bei diesem Vorgänge, den wir auch den anderen 
Wiener Auktionshäusern empfehlen möchten. 
Nachstehend die erzielten Preise (in Schilling); 
Glas. 
1 Stengelglas, böhmisch, um 1830 45 
2 Zylindrischer Becher aus farblosem Hartglas, böhmisch, 
um 1820 35 
3 Kantiger Ranftbecher, böhmisch, um 1830 28 
4 Bauchiger Ranftbecher, böhmisch, um 1820 50 
5 Konischer Becher, böhmisch, um 1830 25 
6 Bauchiger Ranftbecher, böhmisch, um 1825 ..... 45 
7 Kantiger Becher, böhmisch, um 1830 45 
8 Hoher Stutzen aus blau gestrichenem Glas. böhm. um 
1825 38 
9 Milchglasvase, um 1840 20 
10 Kantiger Flakon aus Uranglas, böhm. um 1840 .... 11 
12 Becher, mit Milchglas überfangen, böhm. um 1850 ... 38 
13 Hoher Glasflakon, böhm. um 1850 20 
14 Flakon mit Stöpsel, böhm., um 1850 15 
15 Bauchiger gerippter Flakon, böhm., um 1830 28 
16 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 50 
17 Kleiner, kantiger Becher aus Glas, böhm., um 1840 - . 50 
18 Ranftbecher aus Glas, violett gestrichen, böhm., um 1840 32 
20 Kantiger Pokal aus urangelb überfangenem Gla-s, 
böhm., um 1840 35 
22 Pokalglas, violett gestrichen, bö'hm., um 1840 65 
23 Kantiger Becher, böhm., um 1840 32 
26 Glasbecher, böhm., um 1840 45 
27 Gehenkelter Deckelbecher, böhm., um 1830 15 
28 Kantiger Ranftbecher, böhm., um 1830 38 
29 Schlanker Ranftbecher, böhm., um 1830 25 
30 Kantiger Ranftbecher aus blauem Glas, böhm., um 1840 85 
31 Kleiner Pokal mit Medaillon, böhm., um 1830 60 
32 Niedrige, weiße Glasschale auf Fuß, böhm., um 1830 . 25 
33 Kantiges Henkelkrügel aus Glas, böhm., um 1830 ... 35 
34 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 50 
35 Ranftbecher aus Glas, böhm., um 1840 45 
Keramik 
36 Vier Porträtbüstchen aus Wiener und böhm. Biskuit 
porzellan, um 1848 40 
37 Tintenzeug aus Hanauer Fayence, um 1724 20 
38 Väschen aus süddeutsch. Fayence, Nürnberg oder Ans 
bach, um 1740 14 
40 Kaffeetasse mit Untertasse aus Wiener Porzellan, 1829 85 
43 Kumme, gerippt, aus Wiener Porzellan, um 1765 ... 60 
44 Tasse mit Untertasse aus Wiener Porzellan, um 1820 . 40 
45 Fünf hohe Schokoladebecher mit Untertassen, Wien, 
um 1780 380 
46 Kaffeetasse mit Untertasse, Wien, um 1818 50 
47 Tasse mit Untertasse, Wien, 1815 100 
48 Tasse mit Untertasse, Wien, um 1822 120 
49 Kleines Teeschälchen mit Untertasse, Meißen, 1780 . . 20 
51 Kleine Kumme, Wien, um 1765 40 
52 Tasse mit Untertasse, Wien, 1835 65
	        
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