MAK

Objekt: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 7 und 8)

falls Emailmaler wie Philipp Ernst Schindler, 
der langjährige Malerdirektor der Wiener 
Porzellanfabrik, von dem es bezeichnete 
emaillierte Dosen und Tabatieren gibt. Nach 
den Akten der Wiener Manufaktur erhielt 
im Jahre 1770 der Porzellan- und Schmelz- 
arbeiter Etner für ein Porträt des verstor- 
benen Kaisers Franz funf Spezies Dukaten." 
Ein tüchtiger Emailleur war ferner Chri- 
stoph Jünger , ,hofbefreyter Emaillefabricant", 
der 1772 im gräflich Bathianischen Garten 
einen Porzellanbrennofen errichtete und mit 
Kupferefnai] Sous fondam von Beatmen Hilfe des Weißdrehers Klaudius Mayer aus 
Wim, IBOF- {n eine Almieneicolddüs? der Fabrik mehrere Sorten Porzellan ver- 
eingelassen  Lmhnowsk" fertigte. Sie wurden nachts bei ihrer Tätigkeit 
verhaftet und längere Zeit in Haft gehalten. 
Jünger bat im Oktober umEntlassung aus der Haft, da zum Allerheiligenmarkt 
die griechischen und jüdischen I-Iandelsleute kommen, von denen er Bestel- 
lungen erhalte. Es gibt einige signierte Emaile von Christoph Jünger, so in 
England, dann bei Baron Othon Bourgoing, ferner bei Dr. Figdor ein Messer, 
das allerdings nicht bezeichnet ist, aber seiner Art sehr nahesteht. In der 
SammlungMichel und Robellaz inLyon befindet sich ein signiertesTäte-a-Tete 
von Christoph Jünger. Antiquitätenhändler Adolf Pick in Wien besitzt zwei 
emaillierte Cache-pots, ganz in Sevres-Art bemalt. Der Fond ist königsblau 
mit goldenem Oil de Perdrix-Muster; zwei ausgesparte ovale Medaillons 
enthalten bunte Blumenbuketts. Auf dem weißen 
Contreemail des Bodens sind sie signiert: „j. Jünger 
1778", offenbar ein Verwandter des Christoph 
Jünger. In englischem Besitze (Countess ofHopetown) 
befindet sich nach Chaffer eine emaillierte Platte, die 
fein mit einem dudelsackspielenden Knaben und 
einem blumengeschmückten tanzenden Mädchen 
bemalt ist; es ist signiert „F0"- Leopold Lieb invß 
et pinx"„ Dieser Leopold Lieb trat 1800 als Maler 
in die Wiener Porzellanfabrik ein. 
 
 
tAuch der bedeutende Meißener Porzellanmaler C. F. Herold, von 
dem das Belhval Green Museum ein bezeichnetes Stück von 1750 und die Brustbild der Fürstin Karoline 
Dresdener Porzellansammlung eine wundervolle signierte unmontierre Dose Liechtenstein, gebornen Gräfin 
besitzt, war Emailmaler. In der ehemaligen Sammlung des Freiherrn Karl Manderscheid, auf Elfenbein, 
Rolas du Rosey (Katalog 1863 Nr. 4x44) befand sich ein bezeichnetes Ernail wohl von Grassiüklfredstraßer 
von ihm, eine Watleau-Szene von fünf Personen in Landschaft. Wien)
	            		
Ein tüchtiger Wiener Email- maler war K. Dachtler, von dem das Prager Kunstgewerbemuseum eine rückseitig bezeichnete und 1800 datierte Arbeit besitzt, das Brustbild des Grafen Joh. von Montfort, der am Hofe des Erzherzogs Albert, Generalgouverneurs der Nieder- lande, Oberstkämmerer war. Er ist gemalt nach dem im kunsthistori- schen Hofmuseum hängenden Bilde van Dycks. Gerade im Anfange des Jahrhunderts waren Kopien nach den Bildern des Belvederes und der anderen Wiener Galerien sehr be- liebt in der Porzellanfabrik wie bei den Emailleuren. Auch Bodemer, der größte Wiener Emailleur der Empirezeit, hat viele dieser Bilder kopiert, von denen wir auch in der TroppauerAusstenungelnige Stücke Schloßbalkon sitzend. Auf Elfenbein, Französisch, hatten (Fürst Karl Max Lichnowski), Anfang des XVIIl. Jahrhunderts. (Alfred Straßer) meist in Dosen eingelassen. Die früheste Arbeit Bodemers war aus dem Jahre 1808, es gibt aber auch bezeichnete Stücke von ihm aus dem Jahre 1801, so das Porträt des Malers Maurer und einer Dame, die nach Bodenstein (Hundert Jahre Kunst- geschichte Wiens, S. 29) auf Porzellan gemalt sind. Eine von Ritter im Kongreßwerk, S. 125, abgebildete Damenminiatur von Daffinger aus dem Besitze des Grafen Lanckoronski, von der Alfred Straßer eine signierte fast identische Replik besitzt (Troppauer Katalog 224), wird in interessanter Weise erklärt durch ein goldmontiertes Email sous fon- dant, mit der Bezeichnung „Peint par J. Bodemer 1823" (Kat. Nr. 413), das eine Kopie der Sybilla des Domenichino darstellt. Bei den nahen Beziehungen zwischen Bodemer und Dafi-inger ist es wahrscheinlich, daß letzterer für sein Modell die phantastische Tracht der Sybille wählte, ein Sujet, das damals auch in der Porzellanmalerei sehr beliebt war. Herr Straßer (Kat. Nr. 110) besitzt eine 1815 in Mantua gemalte Miniatur von Josef Pelizza, das eine Sybille des Guercino darstellt und endlich ließ sich (Kat. Nr. 125) die Fürstin Arenberg 1840 von Theer in einer sehr effektvollen Miniatur als Sybille malen. Drei Altwiener Dosen des Fürsten Lichnowski enthalten in den Deckeln je eine Kopie nach einem älteren Bilde, die erste nach der Marie Louise de Tassis van Dycks in der Liechtenstein-Galerie (Kat. Nr. 412, datiert 1823), die zweite, bereits erwähnte nach einem spanischen oder französischen Damen- porträt des XVII. Jahrhunderts (Kat. Nr. 411, datiert 1808, auf der Rückseite) Frau und Tochter des Marschalls Kleber, auf einem
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