152
dem Eingänge zeigt auf seine Leibung gemalt die Gestalt des heiligen Nikolaus. An der
Mauer des anderen Fensters sind nur Spuren von Malerei zu erkennen. Vor der Kapelle
hat Graf Franz Nädasdy eine kleine Vorhalle erbaut, deren Thüre an ihrem steinernen
Rahmen mit einer Renaissance-Perlenschnur verziert ist. Der werthvollste Theil dieser
interessanten Burg ist der längs der Südseite des inneren Hofes befindliche Rittersaal
oder vielleicht ursprünglich Kapitelsaal der Hospitaliter. Es ist dies ein aus Haustein
sorgfältig gebauter länglicher Saal, der Länge nach durch sechs achteckige, auf einfachen
Basen stehende Pfeiler in zwei Schiffe getheilt, mit gothischem Gewölbe, dessen massive
Nippen abgefaßte Kanten haben, und mit zwei schmalen, niedrigen (25 X 120 Centimeter)
rundbogigen Fenstern. Die Einfachheit und der Ernst dieses Raumes stimmen gut zum
Geist der Örtlichkeit. Neben diesem Saale ist gegen Südwesten das gewaltig gewölbte
Erdgeschoß eines größeren, in Trümmer gesunkenen Gebäudes, vielleicht des „Palas"
(palaUurn) zu gewahren.
Auch die Grenzfestnngen des Eisenburger Comitates sind unter der Regierung
Belas I V. entstanden und sie waren die Hauptnester der Macht der Grafen von Güssing,
die sich im XIII. Jahrhundert auch ans die an Österreich und Steiermark stoßenden Theile
des Ödenburger und Zalaer Comitates erstreckte. Ban Heinrich, Graf von Güssing,
überließ zu Anfang der Regierung Stefans V. die Burgen GünS, St. Veit, Bernstein
und Schlaiuing (Szalouak) nebst einigen anderen dem Böhmenkönig Ottokar. Burg Güns
wird zum ersten Male in einer 1248 ausgegebenen Urkunde König Belas IV. erwähnt,
als sie durch den Grafen Herbert, Sohn des Ost, vom Kaiser Friedrich zurückerobert
wurde. An der Stätte der alten Burg sieht man jetzt die Trümmer einer nach den Erfor
dernissen der Schießwaffen erbauten Veste, die in der Türkenzeit von Bedeutung war.
In der Nähe steht Burg Rechnitz (Nohoucz), ein morsches Mauerwerk. Herrlich ist Burg
Bernstein gelegen, deren auf drei Seiten mit mächtigen Wällen umgürteten Bezirk jetzt
die vier Flügel eines einfachen Schloßbanes aus dem vorigen Jahrhundert ausfüllen. Burg
Schlaiuing steht gut versteckt auf einem niedrigen Hügel, der sich aus einem Kessel höherer
Berge erhebt und von tiefen Schluchten umgeben ist, nach Südwesten aber beherrscht er
die langsam ansteigende Hügelgegend. Von dieser Seite zeigt sie auch unsere Abbildung.
Der ausgedehnte Hügelrücken hat ein Niveau, was zu dem Schluß berechtigt, daß der
südwestliche Theil der Burg, wo der viereckige Thurm steht, späteren Ursprungs sein mag.
Der ältere Theil befindet sich an der nordöstlichen Seite. Hier erhebt sich der Hauptthurm,
von nicht ganz runder Form, insofern etwa ein Sechstel seines Umfanges gebrochen ist.
An seinem Fuße erkennt man noch den einstigen engen Zwinger, der von alten Gebäude-
theileu umgeben ist. An der Mauer des Thurmes ist das Nelicfbild eines geharnischten
Ritters zu sehen, der in der Linken ein Wappenschild, in der Rechten eine Fahne hält;