Zwischen zwei Renaissancesäulen steht eine Dame mit großem Federhut
als Schildhalterin, ein großes Messer in der Linken haltend (Abb. 47). Das
Blatt gehört der Nähe des Hans Baldung Grien an und dürfte zwischen
1515 und 152 5 entstanden sein. Unser Interesse an der Handzeichnung
lokalisiert sich jedoch auf das an der Klinge des großen Messers dargestellte
Einschlagmesser, welches sowohl hinsichtlich der Bildung des Griffes als auch
in der Form der Klinge mit dem vorerwähnten Exemplar der Sammlung in
auffallender Weise übereinstimmt. Es stammt vermutlich aus Trattenbach
im Ennstal, dessen Klingenindustrie bereits im XIV. Jahrhundert Erwähnung
findet und später durch die Herstellung von Einschlagmessern, der noch heute
dort massenhaft erzeugten „Taschenfeitl", Weltruf erlangte. _
Messer mit mehreren einschlagbaren Obst- und andern Klingen, denen
auch häufig Zahnstocher und Ohrlöffel angereiht wurden, waren besonders
im ersten Drittel des XVI. Jahrhunderts vielgesuchte Dinge, und so haben
sich sowohl Messerschmiede als auch Goldschmiede an deren Herstellung
beteiligt und große Künstler widmeten ihnen ihre Entwürfe. Bezeichnend ist
der schöne Stich Aldegrevers aus dem Jahre 153g, auf dem ein derartiges
Universalgerät nebst zwei reich verzierten Löffeln dargestellt ist. Die Abbil-
dung des Entwurfes in dieser Zeitschrift (XIV. Jahrgang, Seite 378) bei Be-
__ _ sprechung der Goldschmiedesachen der Sammlung Figdor durch
' ' Rosenberg enthebt uns von einer Reproduktion des Stiches an
dieser Stelle. Das Exemplar bei Figdor (ebendort abgebildet)
trägt die Inschrift „Warhait macht Neid" und läßt sich nach
Bayern lokalisieren. Zum Vergleich des Figdorschen Exemplars
wäre in erster Linie das Bildnis des Hans von Schönitz,
gemalt von Melchior Feselen, heranzuziehen (Abb. 48). Das
Gerät mit Einschlagklingen, welches Schönitz an der Halskette
trägt, steht dem Exemplar bei Figdor viel näher als der Alde-
greversche Entwurf, sowohl hinsichtlich der Form als auch hin-
sichtlich der Herkunft, die durch den Wirkungskreis Feselens
bestimmt wird. Beide Exemplare, das der Sammlung Figdor
und jenes auf dem Bilde Feselens sind übrigens vor dem Stich
des Aldegrever entstanden. Die Renaissance hat auffallende
Formen für die Griffe der Einschlagmesser bevorzugt. Bei dem
vorbesprochenen Typus ist es die aufgerollte Volute, ein Motiv,
welches besonders Holbein liebte. Ein deutsches Schnappmesser
mit stark abgeschliffener Klinge hat einen Griff aus Bronze in
Gestalt eines männlichen Beines in deutscher Landsknechttracht
(Abb. 49); ein anderes Exemplar repräsentiert durch die Be-
Abb. n. Tisch- Zeichnung „Montauban" eine südfranzösische Form (Abb. 50).
gjäsigfrfazz: Das XVIII. Jahrhundert beginnt mit großen, Figural aus Buchs-
Lherlropf, XVI. holz geschnitzten Einschlagmessern und geht schließlich in der
Jamimmm" galanten Zeit zu jenen Vielklingenmessern mit Perlmutter- oder
Länge 9-8 Zen- _ .. - .. .
timeter Elfenbemschalen uber, die fur unser heutiges Taschenmesser