Abb. a4. Deutsches
Tischmesser, ver-
goldeter Bronze-
griff, bekrönt von
ge-Bilgelter Herme,
XVI. Jahrhundert.
Länge 16'5 Zenti-
meter
und so brachte jeder in einer Zeit, in welcher er als gern ge-
sehener Gast seines Lebens nie sicher war, den eigenen Löffel
aus Serpentin mit zur Mahlzeit. Das beginnende XVI. Jahr-
hundert kennt schon eine reichere Ausbildung der Löffel. Die
Laffe bekommt eine mehr ovale oder eiförmige Gestalt; der
Stiel, den man mit der ganzen Hand umfaßte, bleibt dünn, er-
hält jedoch eine größere Länge und eine Sil-
berhülse, bekrönt von einem Zierknauf in Form
eines Granatapfels oder einer Eichel (Abb. 59
und 61). Das Holz des Buchsbaumes war
noch immer das bevorzugte Material. Im Jahre
1508 zahlt Anton Tucher für „tg puchßpawme
loffel mit silber beschlagen, ieder 2'], qn, thut
12 lot zu 8 H. 6 fi. 0 B". Um die Mitte des
XVI. Jahrhunderts tritt die Kleinplastik in ihre
Rechte und so entstehen in deutschen Ländern
jene von Figuren bekrönten Löffel, an denen
die Sammlung Lamberg so reich ist (Abb. 63
und 64). Den Löffel aus Silber, der sich für die
Wende des XV. Jahrhunderts durch die kreis-
runde Laffe und den kreuzblumenartigen Knauf
des Stiels charakterisiert, bilden nunmehr die
Goldschmiede der Früh- und Hochrenaissance
zu wahren Kunstwerken aus (Abb. 65). Viel-
fach wird dieses Tischgerät von ihnen zu einer
zwei- oder dreizinkigen Gabel mit aufsteck-
barer Löffelschale umgestaltet und zum „Ein-
schlagen" gerichtet, so daß wir die erste Form
eines Taschenbestecks vor uns haben. Am
Ausgang des XVII. Jahrhunderts tritt an die
Stelle des dünnen, runden oder kantigen Löffel-
stiels der abgeplattete Stiel, und von da ab
datiert die heute übliche Haltung des Löffels
im Gegensatz zu jener mit voller Hand.
Die Gabel ist das jüngste der drei Tisch-
geräte. Das späte Mittelalter kennt sie als Trinciergabel in der
Hand des Vorschneiders, die Renaissance als Vorleggabel bei
den Mahlzeiten. Spät setzt in Deutschland, im Gegensatze zu
Italien und Frankreich, der allgemeine Gebrauch einer Tisch-
gabel ein - kaum vor 1600. Der im XVI. Jahrhundert vielfach
vorkommende Ausdruck „forche" - so bei der Aufzählung
des Silberschatzes des Herzogs Heinrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel - bezieht sich auf Vorleggabeln. Die ältesten
Vorleggabeln waren zweizinkig ohne oder mit kurzem Heft
Abb. 25. Deutsches
Messer, aus Horn
und Perlmutter,
schachbrettanigge-
musterter Gritf, be-
krönt von vergol-
deterBronzeherme
vor 160a. Länge
xg'7 Zentimeter