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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 1)

 
Abb. 30. Holzschnitt „das Aufsehneidmesser", deutsches Flugblatt urn 1580 
und saßen an langen Stielen. Zwei derartige Gabeln sind im I-Iortus deli- 
ciarum derHerrad von Landsberg abgebildet (Abb. 3). Silberne Vorleggabeln 
erwähnt ein Tiroler Nachlaßinventar aus dem Jahre 1493. Im XVI. Jahr- 
hundert werden die Zinken länger, die Stiele dagegen kürzer und die zwei- 
zinkige Gabel bleibt die übliche Form für das Transchierbesteck 
(Abb. 77). 
Da die Gabel schon im XIII. Jahrhundert in Italien erwähnt 
wird, ist sie vermutlich von dort nach Deutschland herüber- 
gekommen, wo sie - mit Rücksicht auf eben diese Herkunft - 
im XVI. Jahrhundert häufig „piron" oder „pirone" heißt. Da- 
neben erscheinen die Bezeichnungen „Gaffel", „Gabel" und 
„Gäbelin". Kleinere Gabeln für das Obst finden wir in Italien 
bereits um 1500 vor. Sie haben zwei kurze runde Zinken, erst 
später solche von abgetiachter Form (Abb. 7x). Die forcina per 
li frutti der italienischen Hochrenaissance hat drei Zinken, und 
um I 570 bekommt die norditalienische Fruchtgabel bereits die 
geschwungene Form unserer heutigen Silbergabeln. Daß die 
Gabel in Verbindung mit einer aufsteckbaren Laffe schon um 
die Mitte des XVI. Jahrhunderts in Deutschland erscheint, 
wurde bereits erwähnt (Abb. 65); aber solche Reisebestecke 
waren eben Ausnahmen. Eine eigene Form der Gabel ist jene, 
bei welcher sich die eine Zinke zu einer Messerklinge ver- 
breitert und mit Schneide versehen ist (Abb. 72 und 91). Man 
sieht, wie schwer sich die Tischgabel in Deutschland selb- 
ständig machen konnte und ihre Trennung sowohl vom Löffel 
als auch vom Messer Jahrhunderte brauchte, bevor sie eine all- 
gemeine wurde. Vermutlich Frankreich schuf die vierzinkige 
Gabel als Tafelgerät, während Italien gleichzeitig die langen 
Gabeln mit zwei Zinken abstellte und die kurzen dreizinkigen 
_ an deren Stelle treten ließ. Das seltene Exemplar einer deut- 
tätige?"  schen Gabel für Beerenfrucht, der zweiten Hälfte des XVII.Jahr- 
aus Bronze. hunderts angehörend, ist unter Figur 76 abgebildet. Sie hat 
d""sch'"m'6"' zwei messerartig verbreiterte, schief gegeneinandergestellte 
Länge x2'5 Zen- _ _ 
timerer Zinken und bildet daher eine Schaufel.
	        
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