gen zum Orientmehr bizarre Formen geschaffen und viel Handels-
ware wie Elfenbein und bunte Steine zur Ausschmückung der
Griffe herangezogen, auch die Ätzung und die Tauschierung der
Klingen weit mehr geübt als die Klingenschmiede
der Binnenstädte (Abb. I8 und 82).
Deutschlands Messerer versehen im XVI.
Jahrhundert ihre Griffe mit Schnitzereien aus
Buchsholz. Dieses neben dem Solenhofener
Stein von den deutschen Künstlern der Klein-
plastik bevorzugte Material beherrscht die Form -
gebung der Besteckgriffe bis ins anbrechende
XVIII. Jahrhundert. Ganze vollrund gearbeitete
Figuren aus dem zeitgenössischen Handwerken,
Bürger- und Kriegerstande, allegorische Figuren
auf die Wissenschaften und freien Künste, auf
die Tugenden und Laster, Darstellungen der
Heiligen und ganzer Szenen aus der Mythologie
und dem Testament charakterisieren diese
Epoche (Abb. 37 und 53). Wie weit hier neben
künstlerischen Erfolgen die minutiöse Arbeit
geht, ersehen wir an zwei Besteckköchern der
Sammlung, welche einem nur nach seiner Si-
gnatur WCW bekannten Meister angehören
(Abb. 27 und 28).
Das Elfenbein, im Mittelalter das bevor-
zugte Material, im XVI. Jahrhundert für die
Kleinplastik beinahe in Vergessenheit geraten,
wird von der Spätrenaissance und Barocke
Abb. 42. Mes- wieder stark herangezogen. In Frankreich wer-
S'."E1f"""i"' den viele Bestecke mit Hguralen Griffen her-
griff, deutsch, _ _
um 1700. Län- gestellt (couteau ä imagerie) (Abb. 75); es folgen
ß 1: jlezremb die Länder germanischen Stammes, Niederlande
und Deutschland, wo nahezu in jeder Stadt „Hel-
fenpeinschneider" sich dieser Aufgabe widmen. Die Früh-
barocke kultiviert diese Art der Griffe weiter, indem sie von
den einzelnen Figuren auf ganze Gruppen übergeht, und
Michael Döbeler, geboren 1635, gestorben 1702, Bildhauer
des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, schafft
das Motiv der übereinanderkletternden Kinder und Putten
(Abb. x04 bis x07). Für das westliche Deutschland, Frank-
reich und die Niederlande wurden am Ausgang des XVI. Am 43_.romnm9s_
Jahrhunderts mehrere Goldschmiede und Kupferstecher die ser, Elfenbeingriif,
Begründer einer ganz neuen Form. Jan Theodor de Bry, dmsch (Bwem?)
_ __ _ _ um 1720. Länge
geboren 1561 in Luttich, in Frankfurt 1623 gestorben, der 24 Zentimeter