"solche Berühmtheit erfahren wie Österreich, wo Steyr einen Weltruf erlangte.
Hier wurden die besten Klingen erzeugt, wenn auch die weitere Verarbeitung
zum größten Teile andern Ortes, so namentlich in Nürnberg, Wien, Augs-
burg und Basel erfolgte. Viele Ausländer bewerkstelligten mit Gewinn den
Verkauf Steyrer Klingen. So ist der Nürnberger Kunz Horn, welcher in Steyr
Messer nach Venedig handelte, in kurzer Zeit zu großem Vermögen gelangt,
und Hans Horst von Cöln handelte in Nürnberg am Ausgang des XVI. Jahr-
hunderts mit Steyrer Eisenwaren. Viele Steyrer Bürger unterhielten ganze
Faktoreien für Klingen in Venedig. Von dort erfolgte der weitere Verkauf an
die Städte Italiens, welches wohl einen ganz bedeutenden Prozentsatz seiner
Klingen aus Steyr bezogen hat. Das Gebiet der Klingenindustrie in Steyr
umfaßt mehrere nahegelegene Ortschaften und die Stadt selbst. In Tratten-
bach im Ennstal und den Ortschaften des Wendbachtales hat die Eisenbear-
beitung und speziell die Klingenerzeu-
gung jahrhundertelang eine Heirn- und
Betriebsstätte gefunden. Die heute noch
in Trattenbach blühende Erzeugung von
kurzen breiten Messern „zum Ein-
schlagen", -im Volksmunde „Taschen-
feitln" genannt, ist wahrscheinlich
ebenso alt wie die Ansiedlung selbst.
Erwähnt wird sie bereits zu Anfang des
XIVJahrhunderts, und in das Jahr 1486
fällt eine Entscheidung des Nürnberger
Rates dahin, daß dem „Scharsach-
Schmied" Hans Lukas in Nürnberg die
Herstellung bis zu 100 Klingen in der
Woche zu bewilligen sei. Hans Lukas
war Trattenbacher und hatte der Schar-
schacher oder Steinbacher Messer-
innung angehört, die das aus den Reich-
raminger Eisenwerken bezogene Eisen,
welches „Scharschach" genannt wurde,
zu Klingen verarbeitete. Ein frühes
Trattenbacher Einschlagmesser wurde
bereits besprochen (Abb. 46). Von
späteren Trattenbacher Messern ist eine
große Reihe vorhanden, bis zu jenen
kleinsten Kunstwerken, welche im XIX.
Jahrhundert und auch heutigen Tages
noch als Erinnerung an Trattenbach in
großen Mengen Absatz finden. Im
Abb.6 . A h "u a o mälde„Dorfkir h- _
wem. fmwfiffujjäfj?Äf15,;,_,5,9, (Kaisir- XVILJahrhundert trachteten die Schar-
lich: Gemäldegalerie in Wien) schacher Klingenschmiede, weil sie mit