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Messerklingen, Trattenbach und Stein-
bach die Scharschacher Messer lieferten,
gingen im Handel unter der allgemeinen
Bezeichnung„Steyrer Klingen", weil von
Steyr aus - hauptsächlich über Sieming-
hofen - der Vertrieb erfolgte und in der
Abb. 84. Besteck
(Messer und Gabel),
SilbergritTe mit Gra-
vierungen, nach jo-
hannTheodor de Bry,
holländisch, zweite
Hälhe des XVL jahr-
hunderts. Länge
x71 Zentimeter und
15-7 Zentimeter
Stadt selbst zahlreiche
Werkstätten der Klin-
genschmiede und Mes-
serer an der Gesamt-
produktionteilnahmen.
Das Archiv in Steyr
verwahrt die Originale
der „Clingenschmidt
zu Steir Hanndtwerchs
Ordnung" vom 4. Sep-
tember 1559 und der
„Messrer Gesellen zu
Steyr Ordnung" vom
Jahre 1535. Aus ihnen
entnehmen wir, daß
Österreich fünf Haupt-
Werkstätten der Klin-
generzeugung zählte:
Wien, Steyr, St. Pöl-
ten, Wels und Waidhofen an der Ybbs. Für die Güte der
österreichischen Klingen spricht das Verbot des Nürnberger
Rates an die dortigen Messerer, den österreichischen
Schild auf die Klingen zu schlagen oder schlagen zu lassen,
wogegen er es nicht verwehrte, wenn jemand sich aus
Österreich und Steyr Klingen bringen ließ. Über die Preise
orientieren die Rechnungsbücher des Stiftes St. Florian,
wo die geistlichen Herren des öfteren in Steyr Messer zu
Geschenkzwecken erwarben; so 1603 bei Meister Grain-
berger „Messer zum Verschicken und zu Verehren um
15 Gulden 4 Sch., item um Messer so mit Perlmutter ein-
gelegt IÖ Gulden". Zwölf Steyrer Messer „gar saubere"
kosten auf dem Linzer Markt anno 1625 9 Gulden; 12 Ga-
beln, welche der Messerer Sebastian Windtinger in Steyr
fertigte, werden diesem mit 2'], Gulden bezahlt. Im Jahre
1633 liefert der Messerer Stephan Weidinger in Steyr
Messer, das Paar zu 12 Kreuzer. 1652 kosten vier Paar
schöne Messer 3 Gulden, 1658 acht Paar Messer mit elfen-
beinernen Schalen 6 Gulden.
Abb. 83. Entwurf zu einer Messerhaube, Kupfer-
stich des Johann Theodor de Bry (1561-1623)
(Ornarnentstichsammlurig des Österreichischen
Museums)