datieren? Ebenso wie die Datierungen sollte man auch die Zuweisungen an
Länder, Orte und Werkstätten bei dem heutigen Stande des Wissens über
die Einbandgeschichte mit Vorsicht machen und es häufig, wenn nicht wirk-
lich zwingende Gründe da sind, lieber bei einem „vielleicht" oder „wahrschein-
lieh" bewenden lassen, bis das ganze zur Zeit zugängliche Beweismaterial
vorgelegt und daran die charakteristische Eigenart eines Arbeitsortes, die
Stempel und die Dekorationsmotive einer Werkstatt untrüglich nachgewiesen
sind. Gottlieb liegt es besonders am Herzen, die berühmten Grolier- und
Maioli-Bände und andere Bände des XVI. Jahrhunderts zu lokalisieren
und einer Werkstatt zuzuweisen. Dabei legt er ganz besonderen Nachdruck
Abb. 7. Französischer Einband für Jean Grolier, um 1560
auf zwei technische
Eigentümlichkeiten,
erstlich auf die Pro-
venienz der zu den
Büchern verwende-
ten Vorsatzpapiere
und zweitens auf die
an den Enden abge-
schrägte „Trapez"-
Form des Ansatz-
falzes als Werkstatt-
eigentümlichkeit. Er
hält in der freudigen
Zuversichtlichkeit
des Entdeckers so
viel von dem tech-
nischen Befund nach
diesen beiden Rich-
tungen, daß er auf
Spalte I7 der Einlei-
tung schreibt: „Eine
ganze Reihe von
Bänden, die Maiolis
Namen tragen, sind
sicher in Frankreich
gemacht, und dazu
gehören gewiß so-
wohl der erste wie der
zweite von Tafel 47,
" Die Berliner Einband-
decke wurde inzwischen ver-
öffentlicht in den „Amtlichen
Berichten aus den Königlichen
Kunstsammlungen", jahrgang
33, Nr. 2, November 191i,
Spalte 46 bis 5x.