MAK

Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 2)

90 
nur durch eingeritzte Linien anzu- 
deuten. Wie das Denkmal auf uns 
gekommen ist (möglicherweise ist die 
weitere Ausführung vom Steinmetz 
beabsichtigt gewesen, aber an der 
Kostenfrage gescheitert), bedeutet es 
eine Vorstufe, die alle hier genannten 
Figurensteine durchgemacht haben. 
Bei sämtlichen ist lediglich die Zeich- 
nung vertieft und in eine der beiden 
parallelen Flächen, zwischen die die 
Figur gepreßt erscheint, durch Ab- 
rundung übergeleitet. Ganz anders 
das ReichersbergerDenkmal, bei dem 
von der ursprünglichen Fläche des 
Steines so gut wie nichts stehen 
geblieben ist. Am deutlichsten tritt 
die Andersartigkeit des plastischen 
Ernptindens in letzterem Monument 
an den Gesichtern zutage, derenWöl- 
bung gegen die Grundfläche schräg 
geneigt erscheint. Größere Unter- 
schiede, als wie sie sich in der Hand- 
bildung finden, lassen sich innerhalb 
der bayrischen Plastik nicht Finden. 
Es ist fast verwunderlich, wie 
gering die künstlerischen Fortschritte 
des Salzburger Meisters in nahezu 
_ vier Jahrzehnten sind. Er ist im 
Abb. 16. Grabplatte für l-Iadmar von Volkenstorff m . 
sdzburg Grunde genommen doch ein altmo- 
discher Herr, dessen Begabung sich 
im Ornamentalen und einer allerdings eminenten Technik erschöpft. Auch 
wo er alle Finessen seines Könnens glänzen läßt, wie auf dem Seckauer 
Denkmal, täuscht er nicht darüber hinweg, daß er sich lediglich bemüht, ein 
veraltetes Schema genießbar zu machen. Diese unverkennbaren Schwächen 
des Salzburger Meisters werden auch Kaiser Friedrich III. bewogen haben, 
einen andern Künstler für sein Grabmonument zu suchen. Es muß ein harter 
Schlag für jenen gewesen sein, als der Kaiser nicht ihn, trotz der großen 
Beliebtheit, deren er sich in dem weiten von Lech, Donau und Drau um- 
schlossenen Gebiete, ja, wie es scheint, noch darüber hinaus erfreute und 
trotz seiner von keinem ostdeutschen Bildhauer seiner Zeit übertroffenen 
technischen Meisterschaft, sondern einen landfremden Mann, Nikolaus von 
Leyden aus Straßburg berief. Vielleicht ist dies der Grund für die immerhin 
eigentümliche Tatsache, daß der Salzburger auf allen Stücken, die nach dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.