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nur durch eingeritzte Linien anzu-
deuten. Wie das Denkmal auf uns
gekommen ist (möglicherweise ist die
weitere Ausführung vom Steinmetz
beabsichtigt gewesen, aber an der
Kostenfrage gescheitert), bedeutet es
eine Vorstufe, die alle hier genannten
Figurensteine durchgemacht haben.
Bei sämtlichen ist lediglich die Zeich-
nung vertieft und in eine der beiden
parallelen Flächen, zwischen die die
Figur gepreßt erscheint, durch Ab-
rundung übergeleitet. Ganz anders
das ReichersbergerDenkmal, bei dem
von der ursprünglichen Fläche des
Steines so gut wie nichts stehen
geblieben ist. Am deutlichsten tritt
die Andersartigkeit des plastischen
Ernptindens in letzterem Monument
an den Gesichtern zutage, derenWöl-
bung gegen die Grundfläche schräg
geneigt erscheint. Größere Unter-
schiede, als wie sie sich in der Hand-
bildung finden, lassen sich innerhalb
der bayrischen Plastik nicht Finden.
Es ist fast verwunderlich, wie
gering die künstlerischen Fortschritte
des Salzburger Meisters in nahezu
_ vier Jahrzehnten sind. Er ist im
Abb. 16. Grabplatte für l-Iadmar von Volkenstorff m .
sdzburg Grunde genommen doch ein altmo-
discher Herr, dessen Begabung sich
im Ornamentalen und einer allerdings eminenten Technik erschöpft. Auch
wo er alle Finessen seines Könnens glänzen läßt, wie auf dem Seckauer
Denkmal, täuscht er nicht darüber hinweg, daß er sich lediglich bemüht, ein
veraltetes Schema genießbar zu machen. Diese unverkennbaren Schwächen
des Salzburger Meisters werden auch Kaiser Friedrich III. bewogen haben,
einen andern Künstler für sein Grabmonument zu suchen. Es muß ein harter
Schlag für jenen gewesen sein, als der Kaiser nicht ihn, trotz der großen
Beliebtheit, deren er sich in dem weiten von Lech, Donau und Drau um-
schlossenen Gebiete, ja, wie es scheint, noch darüber hinaus erfreute und
trotz seiner von keinem ostdeutschen Bildhauer seiner Zeit übertroffenen
technischen Meisterschaft, sondern einen landfremden Mann, Nikolaus von
Leyden aus Straßburg berief. Vielleicht ist dies der Grund für die immerhin
eigentümliche Tatsache, daß der Salzburger auf allen Stücken, die nach dem