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dem Kreise unseres Meisters zu
erkennen gibtf" Ich glaube aller-
dings nicht, daß es sich um ein
eigenhändiges Werk desselben
handelt, da er sich kaum in seinen
Strömung angepaßt haben wird.
Vielmehr werden wir es mit der
Arbeit eines bereits selbständigen
Schülers zu tun haben, vielleicht
desselben, der um 1500 den präch-
tigen Ritterstein für den jüngeren
Virgilius Überacker in der Marga-
retenkapelle in Salzburg schuf.
In beiden Denkmälern ist die
Stellung des Ritters völlig die
gleiche, mit Ausnahme der die
Rennfahne haltenden Hand. Das
ältere Monument knüpft, da es auf
den Löwen und das traditionelle
Kissen noch nicht verzichten mag,
an dem Ritterstein des Burghau-
sener Museums an, mit dem es
auch die Tracht, Mütze und Man-
tel verbindet. Das jüngere leitet
dagegen bereits zu den späteren
von Halm Valkenauer zugeschrie-
benen Porträtsteinen über, und
namentlich eine wenig veränderte
Werkstattreplik für einen Fröschl
in Marzoll (Abb. 14) ist die offen-
bare Vorstufe für die Grabplatte
Hans Herzheimers in Aussee." Daß sich 1480 in der Schule des alten Meisters
eine Trennung vollzogen hat, beweist die Wappenplastik der folgenden Jahre.
Neben eigenhändigen Spätwerken, wie dem Grabstein für den erst 1498
gestorbenen Wilhelm Steinhauff im Kreuzgang von St. Zeno bei Reichenhall
(Abb. 1 5), an dem sich der Meister ohne rechten Erfolg bemüht, zu zierlicheren
Formen zu gelangen - dies Streben zeigt sich in der schlankeren Helmbildung
wie in der beginnenden Auflösung der Decken in schmale Streifen - lassen
sich Arbeiten zweier anderer Steinmetzen deutlich erkennen. Der eine gefällt
sich in einer unerfreulichen Übertreibung der charakteristischen Formen des
Meisters. Seine Art zeigt am besten das Denkmal für den 1498 gestorbenen
' Kunsthistorischer Atlas, Tafel XXVUI, 5.
v" Abgebildet bei Halm, Hans Valkenauer, 1. c. Seite 20 L, wo auch bereits auf diesen Zusammenhang
hingewiesen wird.
Abb. I8. Grabplatte in Raitenhaslach für Ortolf von Trenbach
späten Jahren noch der neuen '