buntgemusterten Schals und Bauschröcken; sie sind nie genrehaft oder nur Figurinen
eines Trachtenmuseums. Sie wurden eigenschaftlich erkannt in menschlicher Wesenheit
und als Geschöpfe de la Terre dargestellt.
Eine Geschmackskünstlerin von hohen Graden ist Ottilie Michail (Bukarest). Ihre
Emailwerke haben bestrickenden Reiz. Man sieht sie bei Gurlitt. Schalen und Platten
(bildmäßig zum Einrahmen) führt sie in dieser edlen Technik aus. Ihre Dekore werden rein
aus dieser Technik entwickelt. Ein schaumig glitzernder Schneeballenzweig in farbig
changierender Luftstimmüng von irisierenden Faltern umspielt; ein Schlummerkind durch
Engel bewacht, von einer blühenden Rosenhecke überrieselt, dann Tiefseemotive voll dunkel
schimmerig tiefem Glast und Glanz. Braun-gelb-blaues Gewoge, tauchendes Spiel der
Glimmerfarbe, Netzgeäder und phosphoreszierende Schuppenschmelzkoloristik. Und in
diesem Element schnellende, auf- und abgleitende gleißende Märcheniische.
Ohne stoflliche Motive, nur in Koloristik getaucht, sind die Schalen, mit Goldgitter
auf den Mosaikwänden und mit Juwelengeäder, überhaucht von leuchtenden Aufgängen
und Dämmerungen und durchzuckt von sprühenden farbigen Eiskristallen. Eine Art du Feu
voll verwirrender Schönheit. F. P.
ERLIN. DIE FRIEDRICH-AUSSTELLUNG. Die Akademie der Künste
huldigte dem Friedrichstag mit einer großzügig inszenierten Ausstellung: „Friedrich
der Große in der Kunst". Ein Kulturausstattungsstück von hoher Bedeutung ist das
geworden. Vor allem kam eine reiche Porträtgalerie des Friederizianischen Kreises und
seines I-Iaupthelden zusammen. Von der Kindheit, wo er mit Trommel und Jagdspieß
spielt, bis ins späte Alter führen diese Bildnisse. Sie geben uns freilich mehr Variationen
über das Thema Friedericus Rex als reale Auf-
nahmen, denn der König hatte eine heftige Ab-
neigung dagegen, Malern zu sitzen. Nur einmal
gelang es, ihn dazu zu bewegen, und das war
bei seiner Schwester in Braunschweig, wo ihn
der Hofmaler Ziesenis nach dem Leben auf die
Leinwand brachte. Und dies Bildnis sieht man
hier. Es zeigt Wickelfrisur um die Ohren, einen
Schnurrbartschatten auf der Oberlippe; das Ge-
sicht mit den durchdringenden Augen wirkt
voller, als es die stilisierten Bilder zeigen, die
das traditionelle scharfschmale Adlerproiil her-
ausarbeiten. Und eine Büste E. Bardous, die
Fritz Stahl im Weimarer Wittumspalais ent-
deckte und die hier auch nicht fehlt, weist
manche Verwandtschaft dazu auf. Es ist nicht
das Feldherrnhaupt mit dem Eroicablick in die
Weiten des Schlachtfeldes, es ist viel mehr von
der vie privee darin; das Nachdenklich-Philo-
sophische, das Einsame, Insichgekehrte kommt
zum Ausdruck und sicher mehr der Mensch
als die Majestät. Künstlerisch behalten natür-
lich die andern Bildnisse, vor allem die von
Antoine Pesne, durch den Schmelz ihrer Farben-
gebung ihre Bedeutung.
Interessante Typen der Zeit entdeckt man
in effigie. Madame Rocoulle, die Oberhof-
meisterin: ein fabelhafter Pesne in der D37" Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in
stellung des elfenbein-pergamentenen Gesichtes Bremen
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