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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 2)

buntgemusterten Schals und Bauschröcken; sie sind nie genrehaft oder nur Figurinen 
eines Trachtenmuseums. Sie wurden eigenschaftlich erkannt in menschlicher Wesenheit 
und als Geschöpfe de la Terre dargestellt. 
Eine Geschmackskünstlerin von hohen Graden ist Ottilie Michail (Bukarest). Ihre 
Emailwerke haben bestrickenden Reiz. Man sieht sie bei Gurlitt. Schalen und Platten 
(bildmäßig zum Einrahmen) führt sie in dieser edlen Technik aus. Ihre Dekore werden rein 
aus dieser Technik entwickelt. Ein schaumig glitzernder Schneeballenzweig in farbig 
changierender Luftstimmüng von irisierenden Faltern umspielt; ein Schlummerkind durch 
Engel bewacht, von einer blühenden Rosenhecke überrieselt, dann Tiefseemotive voll dunkel 
schimmerig tiefem Glast und Glanz. Braun-gelb-blaues Gewoge, tauchendes Spiel der 
Glimmerfarbe, Netzgeäder und phosphoreszierende Schuppenschmelzkoloristik. Und in 
diesem Element schnellende, auf- und abgleitende gleißende Märcheniische. 
Ohne stoflliche Motive, nur in Koloristik getaucht, sind die Schalen, mit Goldgitter 
auf den Mosaikwänden und mit Juwelengeäder, überhaucht von leuchtenden Aufgängen 
und Dämmerungen und durchzuckt von sprühenden farbigen Eiskristallen. Eine Art du Feu 
voll verwirrender Schönheit. F. P. 
ERLIN. DIE FRIEDRICH-AUSSTELLUNG. Die Akademie der Künste 
huldigte dem Friedrichstag mit einer großzügig inszenierten Ausstellung: „Friedrich 
der Große in der Kunst". Ein Kulturausstattungsstück von hoher Bedeutung ist das 
geworden. Vor allem kam eine reiche Porträtgalerie des Friederizianischen Kreises und 
seines I-Iaupthelden zusammen. Von der Kindheit, wo er mit Trommel und Jagdspieß 
spielt, bis ins späte Alter führen diese Bildnisse. Sie geben uns freilich mehr Variationen 
über das Thema Friedericus Rex als reale Auf- 
nahmen, denn der König hatte eine heftige Ab- 
neigung dagegen, Malern zu sitzen. Nur einmal 
gelang es, ihn dazu zu bewegen, und das war 
bei seiner Schwester in Braunschweig, wo ihn 
der Hofmaler Ziesenis nach dem Leben auf die 
Leinwand brachte. Und dies Bildnis sieht man 
hier. Es zeigt Wickelfrisur um die Ohren, einen 
Schnurrbartschatten auf der Oberlippe; das Ge- 
sicht mit den durchdringenden Augen wirkt 
voller, als es die stilisierten Bilder zeigen, die 
das traditionelle scharfschmale Adlerproiil her- 
ausarbeiten. Und eine Büste E. Bardous, die 
Fritz Stahl im Weimarer Wittumspalais ent- 
deckte und die hier auch nicht fehlt, weist 
manche Verwandtschaft dazu auf. Es ist nicht 
das Feldherrnhaupt mit dem Eroicablick in die 
Weiten des Schlachtfeldes, es ist viel mehr von 
der vie privee darin; das Nachdenklich-Philo- 
sophische, das Einsame, Insichgekehrte kommt 
zum Ausdruck und sicher mehr der Mensch 
als die Majestät. Künstlerisch behalten natür- 
lich die andern Bildnisse, vor allem die von 
Antoine Pesne, durch den Schmelz ihrer Farben- 
gebung ihre Bedeutung. 
Interessante Typen der Zeit entdeckt man 
in effigie. Madame Rocoulle, die Oberhof- 
meisterin: ein fabelhafter Pesne in der D37" Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in 
stellung des elfenbein-pergamentenen Gesichtes Bremen 
 
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