„La Cimaise" umfaßt ebenso wie die „Societe Internationale" eine Anzahl sehr
geschätzter Künstler. Raymoud Woog nimmt diesmal mit seinem „l'Univers" den Ehren-
platz ein. Das Bild stellt ein reizendes kleines Mädchen im Kostüm einer Infantin von
Velasquez dar, welches sinnend einen großen Globus betrachtet. Die Darstellungen von
Raymond Woog zeichnen sich immer durch eine äußerst geschickte geschmackvolle Wahl
der Farben und der Sujets aus. „La robe a ileurs" von Desch, wieder ein Kind in einer
geblumten Robe, ist leicht impressionistisch behandelt und gehört zu den besten Bildern
der Ausstellung. Etwas modern angehaucht sind auch die hübschen Landschaften von
Blanche Camus. Von den Landschaften, welche Andre Chapuy ausstellt, ist besonders
ein Schneebild von geradem vorzüglicher Wirkung.
Chahines kräüige und absolut individuell behandelte Kohlenzeichnungen (fast lauter
Frauenporträtstudien) sind ausgezeichnet. Besonders beachtenswert ist noch ein Sonnen-
untergang „Le Moulin" von Paul Lefebure. Landschaften und Typen aus Marokko von
exotischem Zauber sind von Morerod. Penat erzielt mit seinen leicht kolorierten Zeich-
nungen (dessins rehausses) sehr angenehme Effekte. Zu erwähnen sind noch die farbigen
Holzschnitte von Joyau, Landschaften in Gouache von Lechat, Bilder von Lecreux,
Marret, die sonnigen italienischen Skizzen von Remond und sehr gute Stilleben von
Calvet.
Die Skulptur ist sehr glänzend vertreten durch die unerschöpflich vielseitigen
Leistungen von Edouard Sandoz. Es ist hier unter anderem ein sehr merkwürdiger kleiner
affenartiger Adam, eine griechische Tänzerin und ein mittelalterlicher Ritter zu Pferde in
voller Rüstung. Die beiden letzteren sind kleine Statuetten in Bronze.
Andere Bronzestatuetten stellen charakteristische Typen der römischen Landleute
dar. Diese Arbeiten von Henry Bouchard gehören zu den Sehenswürdigkeiten der
„Cimaise". Mademoiselle Jozon arbeitet mit Geschick und Geschmack. Ihre Entwürfe für
Porzellanstatuetten sind reizend, ebenso ihre Tänzerinnen in-Bronze und eine kleine
Szene von spielenden Kindern am Strand.
Eine von Email und Edelsteinen glitzernde Vitrine trägt stolz den Namen Eugene
Feuillätre. Die darin enthaltenen modernen Schmuckgegenstände, kostbaren kleinen Vasen
und Dosen sind alle geschmackvoll in Form und Farbe. Einige glückliche Ideen für
Beleuchtungskörper mit Efeu, Distel- und Algenmotiven werden von Brindeau de jarny
ausgestellt. Madame Lecreux macht hübsche kleine Kunstgegenstände in geschnitztem
Perlrnutter. Marguerite Bossard befaßt sich mit der Herstellung kostbarer Spitzen-
arbeiten nach alter Art. Sie erzielt sehr prunkvolle Wirkungen mit ihren Nadelkunst-
werken.
In den eleganten Räumen des „Volney" (cercle artistique et litteraire) ist die
Qualität der Besucher ebenso gewählt wie die der ausstellenden Künstler, welche alle
Mitglieder des Klub Volney sein müssen. Der Umstand, daß jeder mit einer regelrechten
Einladung versehen sein muß, um hier Eintritt zu erhalten, macht es umso wünschens-
werter, sich über die hier befindlichen Bildnisse der Pariser eleganten Welt ein persön-
liches Urteil zu holen! Als das gelungenste Porträt ist jenes der Madame P. von Chabas zu
bezeichnen. Es vereinigt alle Qualitäten eines Kunstwerkes; obwohl das Modell nicht
gerade als eine absolute Schönheit zu bezeichnen wäre, ist das Bild in jeder Hinsicht
entzückend. Es liegt unendlich viel Bewegung und Farbenfrische in allen Kompositionen
von Grün. Bei seinem „portrait de monsieur J. T." kommt dies nicht so sehr zur Geltung,
aber seine „femme au chapeau rose" ist ein reizendes Bild. Raymond Woog ist auch hier
mit einem vielbesprochenen Porträt der schönen Madame H. B. vertreten. Ebenso Gabriel
Ferrier, welcher zwei gute Porträte bekannter Persönlichkeiten ausstellt. Jules Cayron
hat große Fortschritte gemacht. Sein Bild der Schauspielerin Berthe Cerny und ein "Portrait
de rna mere" sind äußerst schätzenswerte Arbeiten. Baschet, Lauth, Dechenaud, Fournier
gehören zu den Meistern der modernen Porträtmalerei. Über Weerts (zwei Männer-
porträte) wäre noch zu sagen, daß er seine Manier einigermaßen geändert, modernisiert