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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 2)

„La Cimaise" umfaßt ebenso wie die „Societe Internationale" eine Anzahl sehr 
geschätzter Künstler. Raymoud Woog nimmt diesmal mit seinem „l'Univers" den Ehren- 
platz ein. Das Bild stellt ein reizendes kleines Mädchen im Kostüm einer Infantin von 
Velasquez dar, welches sinnend einen großen Globus betrachtet. Die Darstellungen von 
Raymond Woog zeichnen sich immer durch eine äußerst geschickte geschmackvolle Wahl 
der Farben und der Sujets aus. „La robe a ileurs" von Desch, wieder ein Kind in einer 
geblumten Robe, ist leicht impressionistisch behandelt und gehört zu den besten Bildern 
der Ausstellung. Etwas modern angehaucht sind auch die hübschen Landschaften von 
Blanche Camus. Von den Landschaften, welche Andre Chapuy ausstellt, ist besonders 
ein Schneebild von geradem vorzüglicher Wirkung. 
Chahines kräüige und absolut individuell behandelte Kohlenzeichnungen (fast lauter 
Frauenporträtstudien) sind ausgezeichnet. Besonders beachtenswert ist noch ein Sonnen- 
untergang „Le Moulin" von Paul Lefebure. Landschaften und Typen aus Marokko von 
exotischem Zauber sind von Morerod. Penat erzielt mit seinen leicht kolorierten Zeich- 
nungen (dessins rehausses) sehr angenehme Effekte. Zu erwähnen sind noch die farbigen 
Holzschnitte von Joyau, Landschaften in Gouache von Lechat, Bilder von Lecreux, 
Marret, die sonnigen italienischen Skizzen von Remond und sehr gute Stilleben von 
Calvet. 
Die Skulptur ist sehr glänzend vertreten durch die unerschöpflich vielseitigen 
Leistungen von Edouard Sandoz. Es ist hier unter anderem ein sehr merkwürdiger kleiner 
affenartiger Adam, eine griechische Tänzerin und ein mittelalterlicher Ritter zu Pferde in 
voller Rüstung. Die beiden letzteren sind kleine Statuetten in Bronze. 
Andere Bronzestatuetten stellen charakteristische Typen der römischen Landleute 
dar. Diese Arbeiten von Henry Bouchard gehören zu den Sehenswürdigkeiten der 
„Cimaise". Mademoiselle Jozon arbeitet mit Geschick und Geschmack. Ihre Entwürfe für 
Porzellanstatuetten sind reizend, ebenso ihre Tänzerinnen in-Bronze und eine kleine 
Szene von spielenden Kindern am Strand. 
Eine von Email und Edelsteinen glitzernde Vitrine trägt stolz den Namen Eugene 
Feuillätre. Die darin enthaltenen modernen Schmuckgegenstände, kostbaren kleinen Vasen 
und Dosen sind alle geschmackvoll in Form und Farbe. Einige glückliche Ideen für 
Beleuchtungskörper mit Efeu, Distel- und Algenmotiven werden von Brindeau de jarny 
ausgestellt. Madame Lecreux macht hübsche kleine Kunstgegenstände in geschnitztem 
Perlrnutter. Marguerite Bossard befaßt sich mit der Herstellung kostbarer Spitzen- 
arbeiten nach alter Art. Sie erzielt sehr prunkvolle Wirkungen mit ihren Nadelkunst- 
werken. 
In den eleganten Räumen des „Volney" (cercle artistique et litteraire) ist die 
Qualität der Besucher ebenso gewählt wie die der ausstellenden Künstler, welche alle 
Mitglieder des Klub Volney sein müssen. Der Umstand, daß jeder mit einer regelrechten 
Einladung versehen sein muß, um hier Eintritt zu erhalten, macht es umso wünschens- 
werter, sich über die hier befindlichen Bildnisse der Pariser eleganten Welt ein persön- 
liches Urteil zu holen! Als das gelungenste Porträt ist jenes der Madame P. von Chabas zu 
bezeichnen. Es vereinigt alle Qualitäten eines Kunstwerkes; obwohl das Modell nicht 
gerade als eine absolute Schönheit zu bezeichnen wäre, ist das Bild in jeder Hinsicht 
entzückend. Es liegt unendlich viel Bewegung und Farbenfrische in allen Kompositionen 
von Grün. Bei seinem „portrait de monsieur J. T." kommt dies nicht so sehr zur Geltung, 
aber seine „femme au chapeau rose" ist ein reizendes Bild. Raymond Woog ist auch hier 
mit einem vielbesprochenen Porträt der schönen Madame H. B. vertreten. Ebenso Gabriel 
Ferrier, welcher zwei gute Porträte bekannter Persönlichkeiten ausstellt. Jules Cayron 
hat große Fortschritte gemacht. Sein Bild der Schauspielerin Berthe Cerny und ein "Portrait 
de rna mere" sind äußerst schätzenswerte Arbeiten. Baschet, Lauth, Dechenaud, Fournier 
gehören zu den Meistern der modernen Porträtmalerei. Über Weerts (zwei Männer- 
porträte) wäre noch zu sagen, daß er seine Manier einigermaßen geändert, modernisiert
	        
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