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allern gewisse stilistische Analogien (wie das für jenen so bezeichnende
schmaläugige Blicken aus halbgeschlossenen Augenlidern, das Ineinander-
Rechten der langherabfallenden Locken und so weiter), auf die hier aus Raum-
mangel nicht näher eingegangen werden kann. Dementsprechend hoch steht
auch die künstlerische Qualität dieser Reliefs; man sieht deutlich, wie der
Bildschnitzer danach trachtete, durch Vermeiden der isokephalen Anordnung,
durch lebhafte Bewegungsmotive (vergl. den mit dem Rücken gegen den
Beschauer in einem gotischen Faltstuhl sitzenden Apostel oder den Bein
über Bein schlagenden Kirchenvater) und interessierten Ausdruck in den
Köpfen Leben und Abwechslung in die durch den Stoff gegebene Ein-
Abb. g. Flügelaltar. Meister S. W.
förmigkeit der Kompositionen zu bringen. Besonders unter den Frauenköpfen
sind einige (die Singenden mit den geöffneten Mündern!) von entzückender
Momentaneität und Frische des Ausdruckes.
Während zwei dieser Szenen in kirchlichen Innenräumen gedacht sind,
erscheint im Hintergrund der beiden andern die freie Landschaft mit Hügeln,
Bäumen und Burgen. Dieses hier nur erst angedeutete landschaftliche
Moment erfährt seine vollste Ausbildung bei einem Meister, der mit neun
Reliefs und einem Flügelaltar in der Linzer Sammlung vertreten und mit dem
Meister S. W. des St. Florianer Flügelaltars vom Jahre 1499 identisch ist.
Es handelt sich hier um eine Reihe vorzüglicher, stilistisch eng zusam-
mengehöriger Arbeiten, die sich sämtlich durch eine besondere Lebhaftig-
keit und Anschaulichkeit der Erzählung, reiche malerische Behandlung der
Hintergründe und gewisse dekorative Qualitäten auszeichnen. Da die Mehr-