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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 3)

die sitzend auf einer bankartigen Leiste vereint sind (je drei zusammen, 
IÖ : 290 Zentimeter), auf den oben besprochenen Meister des Marienlebens, . 
den „Freund Altdorfers", wie man ihn in Analogie zum „Amico di Sandro" 
nennen könnte, den Berenson geschaffen hat (Abb. 28). Bei aller Kleinheit 
der Maße sind diese Miniatursitzfiguren voll innerlichen Lebens; ihre Propor- 
tionen sind absichtsvoll verkürzt, um den Längeneindruck der Leiste nicht zu 
unterbrechen. , 
Ein homo sui generis ist der Schöpfer der Rundi-igurengruppe (69: 76 
Zentimeter) der vierzehn Nothelfer, die durch eine eigentümliche Weichheit 
der Modellierung und lebendige Bewegung der Einzelgestalten auffällt 
(Abb. 29). Die Typen haben untereinander eine ausgesprochene Familien- 
ähnlichkeit, worin sich die Manieriertheit der iiberreifen, „barocken" Spät- 
gotik ankündigt, wie auch in der virtuos gesteigerten Beweglichkeit. 
Das Museum besitzt ein paar sehr charakteristische Arbeiten dieser 
Spätzeit, die zum größeren Teil aus dem Innviertel stammen. So gleich die 
Figuren eines Johannes des Täufers und eines Sebastian. Beim Johannes 
(75 Zentimeter hoch) muß man unwillkürlich an Greco denken, so bizarr sind 
die Formen, in denen sich eine hochgespannte Empfindung Ausdruck 
verschafft (Abb. 30). Die kummervolle Miene, die Willkür der Haarbehand- 
lung, die gezierte Bewe- 
gung der Rechten (die 
dennoch inneren Lebens 
voll ist), die virtuose, 
rauschende Behandlung 
der tiefunterhöhlten, bau- 
schigen Gewandfalten, in 
denen der Schatten nistet: 
dies geht alles auf ein 
manieriertes Fortissimo 
desAusdruckshinaus,wie 
es sich am Ende überreif 
gewordener Kunstepo- 
chen einzustellen pflegt. 
Die gleiche For- 
mensprache spricht eine 
kostbare (93 Zentimeter 
hohe) Statue des heiligen 
Sebastian, der die Beine 
btanzmeisterlich setzt und 
dessen harmvolles Antlitz 
und asketisch schmaler 
Leib ganz licht aus dem 
tiefdunklen Schattenrah- 
 
Abb. 32. Heiliger Pantaleon und heiliger Christophorus. lnnvienler 
' Spätgotik men heraustreten, den
	        
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