IUU
Es ist ein besonderes Ver-
dienst der Schriftstellerin, die
schon so häufig für den Ruf
österreichischer künstlerischer
Arbeit eingetreten ist, daß sie
auch hier jene Gebiete in den
Kreis der Betrachtung einbezo-
gen hat, die aus bestimmten
Gründen in die wissenschaftliche
Bearbeitung des Materials un-
seres Volkskundemuseums von
I-Iaberlandt nicht aufgenommen
wurden, die aber gerade für
Fremde, die Österreich auf-
suchen wollen, von besonderem
Werte sind.Es ist die Volksban-
kunst, das Bauernhaus in seiner
äußeren und inneren Erschei-
nung, die Volkstracht in ihrer
Gesamtheit als Kostümbild.
Die Abbildungen, welche
dieser Besprechung beigegeben
sind, wurden daher auch vor-
wiegend dem Hausbauwesen
entnommen.
Neu ist auch die Behand-
lung der ungarischen Kronländer
in einer andern als der unga-
rischen Sprache. Wenn auch jenseits der Leitha viel dafür geschieht, die
heimische Volkskunst zu studieren, ihre Kenntnis zu verbreiten, so bildet
doch immerhin die sprachliche Schranke eine erhebliche Schwierigkeit für
die Verbreitung der Ergebnisse. Daß hier die ungarische Eigenart, von einem
Ungarn erörtert, unmittelbar neben die österreichische Arbeit gesetzt ist,
bildet eine willkommene Gelegenheit zu Vergleichen und Gegenüberstellungen.
Kein anderes Staatengebilde Europas vereinigt ein so mannigfaltig
differenziertes Nationalitätengemenge wie Österreich-Ungarn, das sich nicht
verkennen läßt. Die Völkerschiebungen, die seit Jahrtausenden den Südosten
Europas bewegten, spiegeln sich klar in der volkskünstlerischen Betätigung
ab, in der sich uralte orientalische Einflüsse mit den okzidentalen vereinen.
Die slawischen Völker im Nordosten, die romanischen im Süden wirkten
auf den germanischen Kern, der mit dem großen deutschen Volksgebiet
Mitteleuropas in stetem Kontakt blieb.
Und doch ist ein Überwiegen der deutschen Bildung überall vorherr-
schend. Haberlandt konnte nachweisen, wie abhängig auch auf dem Gebiete
Bemalte: Schrank aus Böhmen