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Hefte] (Brautschmuck) aus Siebenbürgen
schen Arbeiten verwandt ist. Ein slawi-
sches „Banderium" gehört zu den
farbenfreudigsten Leistungen auf dem
Gebiete der Volkstrachten. Es ist ein
Schaustück prächtigster Art.
Groß ist die Leidenschaft für
Stickerei, die noch unter den Bäuerin-
nen verbreitet ist. Wenn sie auch bunte
Wolle und grobe Leinenstoffe bevor-
zugen, so erzielen sie dafür eine so
prächtige dekorative Wirkung, daß sie
im Freien neben den Farbenkünsten
der sommerlichen Natur trefflich zu
wirken vermögen. Eine Gruppe slowa-
kischer Feldarbeiterinnen in den son-
nenbeglänzten Ebenen Mährens ist ein
brillantes Feuerwerk von Farbe. Man weiß, wie selbst die verwöhnte Groß-
städterin noch an der gelegentlich auftauchenden Einzelerscheinung dieser
Farbenkünstlerinnen im Stadtbilde Freude hat.
Die Veröffentlichung reiht sich an die bereits genannten ergänzend und
aufklärend an und vermehrt das Darstellungsmaterial von bleibendem Wert.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN sa- VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN so-
ACHT KÜNSTLERINNEN UND IHRE GÄSTE. Die kleine Gruppe Wiener
Künstlerinnen, welche im Verein mit einigen gleichgesinnten Gästen bei Pisko aus-
zustellen pllegt, hat auch in diesem Jahre in ihre Tätigkeit Einblick gegeben. Wenn man
die ausgewählte Kollektion überblickt, begegnet man wohl immer wieder den bekannten und
vertrauten Namen, aber man fühlt auch ein wenig den EinHuß, der von außen einwirkt.
Das feine Talent von Eugenie Breithut-Munk zeigt sich nicht nur in ihrer kultivierten
Neigung zu zarten Tonwerten, sondern auch in frischen, hellen, auf die dekorative Wirkung
in modernen Räumen eingehenden Versuchemwährend Olga von Boznänska ihre geschmack-
und stimmungsvoll abgetonte Porträtkunst weiterpilegt. Bei Susanne Granitsch fühlt man
den Einl-luß der englischen Porträtisten, die ja dem gefälligen, mondänen Geschmack so
entgegenkommen, während Marie Müller photographische Genauigkeit und Schärfe übt
und Baronin Eschenburg immer mehr Breite und Sicherheit erringt. Olga Wisinger-Florian
hat ihre prominente Stellung in der Gruppe diesmal nicht besonders betont, während
Marie Egner in zahlreicheren Öl- und Temperaskizzen zeigt, daß sie nicht stillsteht und an
Kraft und Bestimmtheit gewinnt.
Es ist eine ruhige und ernste Gesellschaft, die treu zusammenhält und konservativ
gesinnt ist. Wenn ein Gast wie Marianne Stokes mit einer dekorativen und persönlichen
Auffassung diskreter Art hinzutritt, fällt er angenehm auf, aber nicht aus dem Rahmen. Eine
gefestigte, überlieferte, eingelebte Anschauungsweise, die nicht durch stürmische Kräfte
oder fremde moderne Umsturzideen gestört sein will, die nicht nach neuen und großen
Erfolgen dürstet, lebt in diesen acht Künstlerinnen, die nun schon geraume Zeit unverändert