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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 3)

Im Anschluß an diese Bemerkungen sei darauf hingewiesen, daß derzeit auch das 
Resultat einer kleinen Plakatkonkurrenz zu sehen ist, deren Ausschreibung unter den 
Schülern der Wiener Kunstgewerbeschule die Fiat-Automobilwerke veranlaßten. Die 
Konkurrenz zeigt darum auch eine gewisse Einheitlichkeit der Arbeitsmethode und Arbeits- 
prinzipien, welche aber auf die Anregungen und Einflüsse, die von der Wiener Schule aus- 
gehen, das beste Licht werfen. 
Große Einfachheit und Strenge der angewendeten Mittel und der richtige Flächen- 
charakter herrschen bei den meisten Entwürfen, die starke Femwirkung, klare Disposition 
mit geschmackvoller Farbenwahl verbinden; daB sie auch technisch leicht ausführbar sind, 
ist ein weiterer Vorzug. Die drei prämiierten Entwürfe überragen durchaus nicht in allen 
Fällen die unprämiiert gebliebenen, unter denen namentlich für Innenplakate gute Ideen zu 
finden sind. 
Diese Entwürfe sind in diesem Augenblick gerade deshalb interessant, weil sie die 
in der Plakatausstellung der Sezession fehlende jüngste Wiener Richtung kennzeichnen. 
Man sieht daraus, daß es die österreichischen Industriellen durchaus nicht nötig haben, 
das Ausland heranzuziehen, wenn sie gute Plakate brauchen. 
KLEINE NACHRICHTEN s:- 
ERLIN. DER GEDECKTE TISCH. Im Berliner Hohenzollern-Kaufhaus, den 
Kunstsalons von Friedmann und Weber, wurde wieder einmal „Tischlein deck dich" 
gespielt. 34 Variationen über das gleiche Thema vom „gedeckten Tisch" zogen anregend 
vorüber. 
Diese vielseitigen Inszenierungen der festlichen Tafel sind diesmal mit wenigen 
Ausnahmen von Amateuren und Amateurinnen der Gesellschaft, und nicht wie bei einer 
früheren Ausstellung von den Professionals der angewandten Kunst. 
Sehr reizvolle Resultate ergaben sich. 
Prinzessin August Wilhelm - die schon mit einer malerischen Leistung an der 
Fächerausstellung beteiligt war, während ihr Gatte die Wand eines Gartensaales in diesem 
Hause mit Biedermeier-Silhouetten schmückte -- dekorierte einen zierlichen Tisch in dem 
tändelnden Boudoir von Walser mit einer Spitzendecke, in der Falter inkrustiert sind, über 
grüntonigen Untergrund. Ein grünes Flatterband schlingt sich darüber. Als Mittelstück 
dazu ein ovalgeschweifter Faltenkorb, aus dem gelbe Tulpen schwellen. 
Frau Lotte von Mendelssohn-Bartholdy zeigt die originelle Idee des gedeckten Tisches 
ohne Decke. Ihr mächtiger runder Polisandertisch prangt in dem samttiefen dunklen 
spiegelnden I-Iolzton des edlen Materials, und klingend hebt sich von ihm das blanke 
Silber der Teller und der schweren Bestecke, der lichte Schimmer der Gläser in Orgel- 
pfeifenreihe. Patrizisch, wuchtig und gediegen wirkt diese sachliche Komposition, und doch 
wird man ein frostiges Gefühl nicht los. 
Wie edles Silbergerät auf schimmrigem Battist und Spitzen steht, zeigt der Teetisch 
von Richard L. F. Schulz vor einem grüngolden gestickten Morris-Wandbehang mit 
den vollendeten Kannen und Schalen, aus der Werkstatt des Meisters Lehre bestellt. 
Zärtlicher schwingt über dieses duftige Gewebe der Rhythmus der feingliedrigen Gefäße 
mit ihren Flächen, von leichtem Hammerschlag vibrierend belebt. 
Hell und warm zugleich in blühender Fülle lacht der sommerliche Landhaustisch 
von Ina von KardorFf. In einem lichten Zimmer gemalte Girlanden als Rahmen der Wand- 
Füllungen und um den runden Tisch Fauteuils mit buntblurniger Cretonne bezogen, und 
darüber schwebend, gleich einem I-lonigrnond, die Rundlampe in ihrem umwallenden 
Röckchen von geblümter Seide. 
Interessante historische Variationen begegnen.
	        
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