Ein Biedermeiertisch mit echten alten Stücken aus Mendelssohnschem Familienbesitz,
Tellern mit blauem Rand, Gläsern mit eingravierten Sternen auf gehäkelter weißer Decke.
Ein Exnpire-Tafelaufsatz aus Rheinsberger Vergangenheiten im napoleonisch-ägyptischen
Geschmack, eine Ovalspiegelplatte, auf deren Rand sich Leuchter in Umenform erheben,
als Mittelstück ein Opferaltar mit einer Schale.
Hierher gehören auch die Darbietungen der Berliner und der Kopenhagener Manu-
faktur. Die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur hat zur Feier der Friederizianischen
Tage ihr altes Prunkstück - wenigstens zum Teil - wieder aufgebaut, die Huldigung der
unterworfenen Völkerstämme um den Thron der majestätisch im Reifrock prangenden
russischen Kaiserin Katharina, und dann das Kurlandservice mit dem durchbrochenem
Gitterrand der Teller. Und die gekrönte Dänische bringt ihr Flora danica-Geschirr, das auf
den Tellern in Unterglasurmalerei die heimischen Piianzen und Kräuter weist, eigentlich
mehr ein belehrsames Schaugerät, als eß-ästhetisch mit dieser vegetarisch-obligatorischen
Beilage und durchaus im Geschmacknachteil gegen jedes schlichte weiße Service von der
Bescheidenheit der Natur. Durch hohe Kultur und bestrickenden Reiz aber fesseln andere
Schmuckstücke dieser Tafel: die Figurinen von zierlicher Modellierung und zarthauchiger
Tönung, landschaftliche Typen in malerischer Tracht; anakreontische Gruppen des Flötisten
in Menuettgrazie; der Dame mit dem Hündchen und den Philinenschuhen; anmutige Vasen,
mit Knospen bestreut und kleinen Blumen, kleinen Blättern; Miniaturobelisken, um die
Amoretten Kränze winden; Körbe aus Flechtwerk, durch deren Porzellanmaschen die
Koloristik der Früchte leuchtet, und als Besonderheit die Krümelbesen, kleine Rund-
puscheln in Porzellangriß von Fackelform. .
Es schließt sich noch Nymphenburg an in zwei Kompositionen erlesener Schönheit.
Die eine von Ernst Friedmann mit dem weißen Pfau als Mittelstück, der auf lila Seiden-
grund im Kranz von Goldlack seine langstarrende Schleppe trägt, die andere vom Grafen
Montgelas mit Weidwerkgruppen von jägern, Hund und Wild in einem schwellenden
Rosentuff eingebettet.
Schließlich findet sich eine Gruppe von Inszenierungen, die sich als genrehafte
Gelegenheitsdichtungen geben: ein Frühstückstisch zu Großvaters siebzigstem Geburtstag,
reichlich in Schlafrock- und Pantolfelgemütlichkeit plätschernd; ein famoser Jagdlunch auf
weiß gescheuerter und mit grünen Tannenreisern bestreuter Eichenplatte, aus kräftigbunter
dänischer Fayence und grauem Zinn zusammengestellt; ein Kindergesellschaftstisch in
der Märchenweise von Schneewittchen und den sieben Zwergen; eine Standesamtstafel in
Myrthen; das petit dejeuner der Mondäne im Toilettengemach voll kokett-amourösen
Durcheinanders; das Tennisfrühstück, ganz als Bühnenbild komponiert: auf grünem Rasen
mit Heckenlaube der niedrige Rundtisch, um den sich die Gesellschaft auf der Erde lagert.
Und endlich der „gedeckte Tisch im Atelier": in der Bohemien-Dachkammer zwischen
den Wänden, bemalt mit Künstler-Ulk, die umgekehrte große Bilderkiste, die nach dem
lmpressionisten-Picknick schreit. So folgt dem Ausstattungsstück das Satyrspiel. F. P.
BRESLAU. AUSSTELLUNG ZUR JAI-IRHUNDERTFEIER DER FREI-
HEITSKRIEGE, BRESLAÜ 19 I3. Eine große kunst- und kulturgeschichtliche
Ausstellung zur ]ahrhundertfeier der Freiheitskriege veranstaltet die Stadt Breslau von
Mitte Mai bis Ende Oktober 1913 unter dem Protektorat des Kronprinzen des Deutschen
Reiches. Die Ausstellung, mit der die Stadt ein ständiges Ausstellungsgebäude im Scheit-
niger Parke eröffnet, ist den Fürsten, Heerführern, Staatsmännern, Dichtern, Künstlern
und bedeutenden Frauen jener Zeit gewidmet, umfaßt das damalige Heereswesen und vor
allem Bilder der Ereignisse, als Rahmen aber die Kunst und das Kunstgewerbe der Zeit
vor hundertjahren. Ein Aufruf, den eine große Zahl von bekannten Größen der Politik, der
Wissenschaft und Kunst, des Handels und der Industrie, hohe Staats- und Gemeinde-
bearnte und Nachkommen von Helden der Freiheitskriege aus ganz Deutschland als
Mitglieder des Ehrenausschusses unterzeichnet haben, erbittet Leihgaben für die Aus-