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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 3)

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mit einer völligen Trennung von Architektur, Malerei und so weiter zu erleichtern, während 
Leisching den natürlichen Zusammenhang der bildenden Künste nicht aufgibt und in scharf 
umrissenen Abrissen die einzelnen Perioden der Entwicklung faßt. 
PARISER AUSSTELLUNGEN. Der Monat Februar ist besonders reich an 
Kunstausstellungen aller Art. Es liegt wohl daran, daB man um diese Zeit auf einen 
regeren Besuch des Publikums rechnet, welches in den späteren Frühjahrsmonaten durch 
zu viel andere Attraktionen in Anspruch genommen wird. Die größte Entfaltung von 
gesellschaftlichen Veranstaltungen beginnt nach Ostern; es ist dann für die elegante Welt 
ein ununterbrochenes Hasten bis zur Abreise in die Badeorte und Sommerfrischen. Vor 
allem ist diesen Monat die Ausstellung „Aquarellistes Francais" bei Georges Petit zu 
erwähnen. Die „Societe des Aquarellistes", welche seit 34 jahren besteht, erfreut sich 
eines sehr guten künstlerischen Rufes. Sie umfaßt eine Anzahl bekannter Namen, für 
welche das Interesse der kunstliebenden Menge stets rege ist. Die reizenden Aquarell- 
bildchen, skizzenartig behandelte Aktstudien von Calbet finden immer enthusiastischen 
Beifall. Sie sind in ihrer Art vollkommen und finden reißenden Absatz zur Ausschrniickung 
eleganter Garconwohnungen. 
Bilder von Versailles gibt es hier eine reiche Fülle und fast lauter sehr gute künst- 
lerische Leistungen. Emile Adan stellt eine Serie sehr begehrenswerter Landschaften aus 
Versailles, Trianon, Tirol und der Schweiz aus. Ebenso anziehend sind die sechs 
Studien aus dem Park von Versailles von Mademoiselle Carpentier. Es sind dies aquarel- 
lierte Kohlenzeichnungen, eine Manier, welcher momentan viel gehuldigt wird. Eine 
ähnliche Technik ist auch die der so beliebten stimmungsvollen Landschaften des bekann- 
ten Künstlers Henri Jourdain. Zwei seiner besten Bilder „Marneufer" und „Dezember", 
schmücken die Aquarellistenausstellung, während er in einem der oberen Räume noch eine 
Sonderausstellung von zirka fünfzig seiner Landschaftsbilder veranstaltet hat. 
Doch nun zu den andern Sehenswürdigkeiten der „Aquarellistenü Gleich beim Ein- 
tritt wird man von einigen Blumenstücken der Meisterin Faux-Froidure begrüßt, herrliche 
Rosen, Begonien, Nelken und ein besonders gelungenes Bild von Schneeballen, die sich in 
einer Marmor-platte widerspiegeln. Die zahlreichen Skizzen aus der Alhambra, Sevilla, 
Gibraltar, den Balearen und Tanger des Malers Georges Claude erwecken reiselustige 
Gefühle, Sehnsucht nach sonnigen Gestaden. 
Doigneau hat alle Phasen der französischen Parforcejagd genau studiert und dies in 
sechs sehr künstlerischen kleinenjagdbildem zum Ausdruck gebracht. Die Blumen und Still- 
leben vonFilliard sind sehr schöne, farbenprächtige Darstellungen, denen nichts langweilig 
Konventionelles anhaftet. Der Künstler hat eine sehr persönliche stilvolle Auffassung. Paul 
Lecomte ist einer der besten jener zahlreichen Maler, welche sich mit Vorliebe auf das 
unerschöpfliche Thema Bretagne verlegen. Seine Herbststimmungen sind meisterhaft 
behandelt. Etwas unerwartet findet man die ganz und gar altmodisch, miniaturartig gemalten 
Szenen aus dem Leben des XVIlI. Jahrhunderts von Maurice Leloir. Sie sind vorzüglich, 
man ist nur erstaunt, sie in einer Ausstellung lebender Künstler zu sehen. Eine eigentüm- 
liche Aquarelltechnik ist jene von Gaston Le Mains. Die Bilder, auf sehr grobkömigem 
Papier, machen den Eindruck, als wären sie unzählige Male überwaschen und bearbeitet 
worden. Trotzdem sind hiermit, insbesondere für Laubwerk, alte verfallene Schlösser, 
einsame Gartenwinkel und andere melancholische Landschaftsmotive, recht günstige 
Elfekte erzielt. Die Pariser Bilder von Luigi Loir sind zu bekannt, um noch etwas darüber 
zu sagen. Der Künstler führt uns diesmal in einige verlorene Winkel der Großstadt, 
welche selbst einem alten Pariser ziemlich fremd erscheinen. 
Noch vieles wäre in dieser Ausstellung zu bemerken und hervorzuheben, doch ich 
will nur noch die Militärbilder von Detaille und von Scott erwähnen. 
Detaille, der moderne Meissonier, eine Autorität für kriegerische Darstellungen, stellt 
hier seine Skizzen für die so viel besprochenen neuen Uniformen der französischen Infan- 
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