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des Dachs, wodurch das Dach kein schönes Aussehen bekommt. Im Taborer Kreise in
der Umgebung von Bechyn, bei Veseli („na biatsckU) und bei Teindles (Dondleby)
wird das Stroh von zwei Brettern am Rande beim Giebel des Wohnhauses festgehalten.
Diese Bretter sind an ihrem Ende über dem Giebel eigens zugehauen (bei Teindles
zur Gestalt eines Pferdekopfes) und durchschneiden einander über dem Gipfelpunkt des
Giebels, so daß sie hier eine Art von Flügeln bilden, und in der That heißen sie auch
Flügel (,perntö°) oder in anderen Gegenden Gabel (roimtirm).
In den nordöstlichen und östlichen Gegenden findet man diese Flügel nicht, dafür
reicht hier nicht das Stroh bis zu den Rändern des Daches; der untere wie auch der
Seitenrand ist hier mit Schindeln gedeckt und heißt dann »oporel^ oder »oüoieüZ das
stufenartig an den Seitenrändern lagernde Stroh wird ,2üüiasniü^ genannt. Auf dem
obersten Theil des Daches wird längs der ersten Reihe zu beiden Seiten des Dachkammes
Rasen gelegt, namentlich im mittleren, westlichen und südlichen Böhmen; in diesem Rasen
findet in der Regel die Hauswurz ihren Grund, gedeiht und blüht hier, indem sie auf
diese Art ein natürliches Beet auf dem obersten Rande des Daches, das selbst oft schon
mit grünem, dichten Moos bedeckt ist, bildet.
Der Raum, den ein böhmisches Bauerngut (stnteü, Livriost) einnimmt, hat in der
Regel die Gestalt eines Rechtecks, dessen kürzere Seite gegen den Platz oder gegen die
Dorfgasse gerichtet ist. Das Gut besteht aus drei Gebäuden: aus dem Wohngebäude, vor
dessen Frontfenstern sich ein Blumengärtchen ausbreitet; mit dem Wohngebäude unter
einem Dach sind auch die Häcksclkammer und die Stallungen verbunden; zweitens aus
dem Schüttkasten (srub, svpüa), der über dem Hofe parallel zum Wohnhaus steht und mit
ihm durch ein Thor verbunden ist, und drittens aus der Scheune, die rückwärts am Ende des
Hofes querüber steht. Neben diesen Gebäuden sieht man noch, je nach der Größe des Gutes,
Zubauten und andere Anhängsel, wie zum Beispiel den Schuppen, Schaf- und Schwein
ställe, weiter einen Hühnerstall, der entsprechend den Raumverhältnissen errichtet ist, und
häufig auch eine Trockenkammer hinter dem Gebäude im Garten. Auf dem Hofe wird der
Dünger abgelagert, der aus den Stallungen kommt, und zwar vor ihrer Thür an der
Terrasse. Ein Brunnen, hier und da mit dem Wassereimer oder mit einem Wagebalken,
kommt auch auf dem Hofe vor oder bei dem Garten vor dem Gebäude, manchmal im
Garten selbst. Der Raum im Winkel hinter dem Wohngebäude und der Scheune heißt in
der Gegend von Pisek und Netolitz ,-nImtg,", und es werden dort verschiedene wirth-
schaftliche Gerätschaften aufbewahrt. Hinter dem Gute breitet sich der Garten aus, in
welchem Obstbüume gepflegt werden und der von einer Mauer oder von einem hölzernen
Zaun eingeschlossen ist. DerPlatz hinter der Scheune heißt ,2a,1ruinn^ oder^abninsnoe".
Die Zäune werden ans dnrchflochtenen jungen Waldbänmchen gemacht oder aus ihren