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DIE AUSSTELLUNG DER MODERNEN DEKO-
RATIVEN KUNSTE IM MUSEE DES ARTS
DECORATI FS ZU PARIS 50' VON TH. DE KUL-
MER-PARIS 51b
IE „Societe des Artistes Decorateurs" vertritt hier seit
dem Jahre IQOI die modernen Bestrebungen auf
allen Gebieten der dekorativen Kunst. Streng aus-
geschlossen von ihren Ausstellungen ist jede
Arbeit, welcher die Nachahmung irgendeines der
historischen Stile anhaftet. Dieselbe Gesellschaft
stellt es sich auch zur Aufgabe, durch verschiedene
Aktionsmittel außerhalb derAusstellungen fördernd
auf das Niveau des Kunstgewerbes einzuwirken.
Die heurige Ausstellungim Musee des Arts
Decoratifs bietet zwar keine sensationellen Neu-
heiten, ist aber eben deshalb umso befriedigender, weil hiermit der Beweis
erwächst, daß die moderne Kunst sich immer mehr von ihren anfänglichen
Übertreibungen läutert. Für den ernsten Beobachter ist diese Schaustellung
hochinteressant, insbesondere weil hier eine Fülle äußerst persönlicher
Initiativen vereinigt ist, von denen keine einzige die Grenzen des guten
Geschmacks überschreitet. Im Sinne der Förderung der „angewandten
Künste" ist es ein erfreuliches Resultat, sich davon zu überzeugen, welch
weites Gebiet die moderne Dekorationskunst für die Betätigung individueller
Auffassung geschaffen hat. Von seiten des Publikums ist auch der Fortschritt
zu verzeichnen, daß das eigensinnige Festhalten an den Stiltraditionen nun
doch etwas erschüttert ist. Der beste Beweis hierfür sind die zahlreichen
Ankäufe und Bestellungen, zu denen die Ausstellung der „Artistes De'cora-
teurs" Anlaß geboten hat.
In erster Linie ist die Abteilung der Wohnungseinrichtungen zu er-
wähnen. Wir finden hier die meisten Aussteller, welche sich bereits im
letzten Salon d'Automne ausgezeichnet haben.
Den Namen Raumkunst verdienen vor allem die Schöpfungen von Paul
Follot, weil es sich hier nicht um eine bloße Raumschmückung, sondern um
die ganze architektonische Gestaltung, ein harmonisches Zusammenwirken
von Konstruktion und Dekoration handelt. Das „Ovale Boudoir" ist ent-
schieden hübsch, originell und doch nicht aufdringlich. Erst bei ein-
gehender Betrachtung bemerkt man, wie hier alles mit einem besonderen
Raftinement von den üblichen Einrichtungsprinzipien abweicht. Die kostbare
Holzverkleidung der Wände wird durch sonderbar geformte Pfeiler in Pan-
neaux geteilt, von denen ein jedes mit verschiedenen Intarsien aus natur-
farbigen Edelhölzern diskret geschmückt ist. Die acht Beleuchtungskörper
(coupes lumineuses) sind so angebracht, daß das Licht nach oben gestrahlt
wird und im Raum nur reflexartig und gedämpft wirkt. Diese Art der