len und lebendigen Inter-
pretation der heimischen
Landschaft, mit dieser
feinen und innerlichen
„poetischen Naturparal-
lele" unverstanden zu
bleiben. Man muß sich
daran erinnern, welche
Sachen, pathetischen und
naturfremden, heute längst
vergessenen Werke in
Wien damals die Wände
der Ausstellungen und
der Sammlungsräurne be-
herrschten, umSchindlers
Schicksal zu verstehen.
Man muß auch daran
denken, daß damals Wien
wenig oder gar keine
große ausländische Kunst
zu sehen bekam, daß erst
nach Schindlers Tod die Künstler in Wien Gastfreundschaft genossen, die für unsere Tage
als Führer und Meister bahnbrechend wirkten, als die Vereinigung bildender Künstler
Österreichs (Sezession) die Mauern niederwarf, mit denen man den künstlerischen Horizont
Wiens einzuengen suchte.
Um so eindrucksvoller muß die eiserne Willenskraft und die scharfe Selbstkritik
wirken, mit der Schindler sich selbst zu steigern und mit der er über die Schwächen seiner
österreichischen Zeitgenossen hinauszuwachsen vermochte. Dieser künstlerische Aufstieg
ist am besten dann zu verstehen, wenn man die jahreszahlen beachtet, die den aus-
gestellten Werken beigegeben wurden. A
Man wird dann erkennen, wie abhängig die früheren Arbeiten des Künstlers noch
von der Begeisterung für den Galerieton alter Meister waren, als er selbst auszog, um in
Holland Rembrandtsche Stimmungen aufzusuchen, als er im Prater hauste, um den über-
grünten Tümpeln, dem verwachsenen Buschwerk nahe zu sein, das seiner lebhaften
Phantasie Nahrung gab.
Als ihm dann nach einer bewegten Bohernezeit ein glückliches Familienleben
beschieden war, erstarkten in dem träumerischen, stets zum Erzählen bereiten Künstler
auch die dekorativen Seiten seiner Begabung, je mehr er an Sicherheit und Bestimmtheit
gewann. In Plankenberg (bei Neulengbach) und im Salzkammergut (Goisem) fand er
einen immer innigeren Anschluß an die Natur, einen immer größeren und sicheren Wurf.
Das allzureiche Detail seiner früheren Arbeiten löst sich allmählich in einer breiteren
Behandlung der Probleme auf, die braunen und in die Natur hineingeschauten Stimmungen
verwandeln sich in klare, vom wahren Sonnenlicht, von reiner Luft umspielte Tonwerte.
Die silbergrauen Stimmungen der nassen Gebirgslandschaft beherrscht er nicht weniger
als das Flimmern des Sonnenlichtes im Park und im Gemüsegarten seiner Wienerwald-
heimat.
Nun bildet auch nicht mehr die Wildnis oder der verfallene Garten seine Welt, sondern
das lebendige Menschenwerk in der Natur, das er mit kundiger Hand in seiner eigenen
Umgebung auch selbst zu schaffen weiß.
In Schindler lebte noch das erzählende und gedankenreiche Wesen einer Kunst,
die auch in der Landschaft Ideen verfolgte; zugleich ist er aber auch der leidenschaft-
liche Vorkämpfer einer neuen Zeit, in der dem Maler vor allem die Farbe und das
Ausstellung der modernen dekorativen Künste zu Paris. Gruppe aus gelbem
Sienamarmor von E. M. Sandoz
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