Cour de Marbre" erstrahlt in rötlich-gelbem Geiiimmer, „Taches de soleil" und „Le pavillon
iieuri" sind etwas verschleierte, unendlich reizvolle Sonnenscheininterpretationen.
Gaston La Touche enthält sich hier von den großen Feuerwerkbildern, er stellt eine
einzige kleine entzückende Arbeit aus, ein schalkhaftes Sujet: „L'effroi". Eine durch einen
Faun erschreckte nackte junge Frau stürzt sich in der Angst in einen Teich. Die Kompo-
sition ist so geschmackvoll, daß man sie mit gewissen berühmten Bildern von Fragonard
vergleichen könnte.
Von Jacques Blanche gibt es hier eine ganze Auswahl Bilder. Künstlerisch-technisch
werden die beiden Porträtstudien von M. Jean Cocteau sehr hoch gehalten; gefälliger
für das Auge des Publikums sind die beiden Frauenporträte in der bekannten meister-
haften eleganten Manier (Lady M. M. und Mrs. Dodge). Die drei Interieurbildchen sind
genial hingeworfene Skizzen, eine Spielerei für den Meister, wenn er sich vom Porträt-
malen ausruht.
Vor den Werken von Aman-Jean wird man von einem leichten Zweifel angewandelt.
Seine Kunst hat etwas sehr Persönliches und sein Können ist unstreitig. Es ist eben
Geschmacksache, ob man diese ungemein blassen Farbensinfonien, die merkwürdige
schlangenartige Bewegung der Pinselführung und den ganzen verschwimmenden Eindruck
seiner Bilder sympathisch Endet.
La Gandara ist ein berühmter Porträtmaler. Er arbeitet fast immer in grauen und
braunen Tönen, äußerst vornehm ist der Gesamteindruck seiner Porträte. Er gibt seinen
Frauengestalten eine eigentümliche Perspektive, eine elegante, ruhige Silhouette und eine
interessante Blässe. Genug, um bei vielen Damen den Wunsch zu erregen, von ihm verewigt
zu werden. Noch besser als sein großes Porträt der Komtesse V. sind die beiden Hotter
behandelten Studien (Frauenköpfe), „Le lion amoureux" (eine elegante Dame mit einem
Löwen) ist ein amüsantes Genrebild.
Man müßte hier jeden einzelnen Künstler besprechen, um der Ausstellung gerecht
zu werden. Die bekannten Landschaftsmaler Andre Dauchez, Charles Cottet, Henri
Duhem, Rene Prinet und Raffaelli haben sich in der „Societe Nouvelle" mit zahlreichen
glänzenden Leistungen ausgezeichnet. Ebenso Walter Gay mit seinen reizenden fünf
Interieurbildern.
Die Skulptur ist nicht zahlreich, aber ausgiebig vertreten. Eine harte Nuß ist die
„Femme" von Rodin. Der göttliche Meister müßte hier noch in das Gehirn der gewöhn-
lichen Sterblichen das Licht des Glaubens einiiößen, damit man an diesem fragmentären,
eigentümlich verrenkten Frauenkörper Gefallen fände. Man versucht es, geht rings herum,
und ich wette, daß die meisten mit dem kränkenden Bewußtsein ihrer Verständnislosigkeit
auf ein anderes Thema übergehen. Ein vollendetes kleines Kunstwerk ist die tanzende
Salome von jules Desbois (Bronzestatuette), vorzüglich auch die kleine Ledagruppe von
demselben Künstler. Segoßin stellt einige sehr gelungene Porträtbüsten in Bronze und in
Marmor aus. Die andern Skulpturen und Plaquetten von Louis Dejean, Gaston Schnegg
und Mademoiselle Jane Poupelet sind lauter erfreuliche Leistungen.
Die Ausstellung des „Cercle de l'Union Artistique" erfreut sich eines so großen gesell-
schaftlichen Erfolges, daß es in den Nachmittagsstunden gar nicht möglich ist, eine ein-
gehende Besichtigung der Bilder zu unternehmen. Besonders vor gewissen Porträten gibt
es ein solches Gedränge, ein solches Gewoge von eleganten l-Iüten, welche die Aussicht
verstellen, daB man auf ein längeres Verweilen in der Ausstellung gar bald verzichtet. Vor
einigen sehr guten Porträten würde man sich gerne aufhalten, es gibt aber auch eine
Unzahl entsetzlich langweiliger, konventioneller Malereien, über welche man sich um so
mehr ärgert, wenn ein gewisses Publikum davor begeisterten Beifall spendet. Die
Anziehungskraft dieser Ausstellung liegt wohl auch darin, daß sie die Bilder sehr vieler
bekannter Persönlichkeiten vereinigt.
Das Porträt der Komtesse de R. von Paul Chabas und ein reizender Kinderkopf ver-
dienen alle Anerkennung. Zwei Damenporträte von William Ablett sind sehr gut, ebenso