Rücksicht mehr nimmt, istder Teller mit dem jungen Mädchen mit dem
Falken auf der Hand (Abb. 8); hier wird die in allen bisherigen Proben streng
gewahrte Scheidung zwischen Mittelfeld und Rand gänzlich vernachlässigt;
die Figur reicht oben wie unten über den Rand hinaus, ebenso wie das
Pflanzenornament auch noch einen Teil des Mittelfeldes bedeckt, und das
stört, obwohl die Figur an sich ja reizend wirkt. Die Behandlung ist eine
ganz malerische, zum Teil ohne feste Umrisse; die Begrenzung wird dann
allein durch die Farbe angedeutet, wie bei dem Vogel oder dem linken Ober-
arm des Mädchens. Die Farben sind meistens ganz leicht angelegt; nur das
Dunkelbraun der Pilanzenstaude ist dick aufgetragen. Der Grund des Tellers
ist grau, der Rand und die Kreise, die um denselben laufen, sind graublau,
ebenso der obere Teil des Tellers, den Himmel vorstellend, und die Quer-
streifen auf dem Kleid; der Erdboden und das Kleid ist grün, der Hinter-
grund über dem Boden ist dunkelgelb, nach oben zu heller werdend; gelb
ist ferner das Haar und der Hut des Mädchens und der Bauch des Vogels,
Schürze und Kragen haben das Grau der Grundfarbe. Dem Kostüm nach
zu schließen sind wir hier schon im zweiten Viertel des XVII. Jahrhunderts.
Von fremdem Eintluß, auch in der Farbenskala, ist hier nichts mehr zu
spüren. Die Auffassung und die Ausführung sind durchaus holländisch, und
als Gemälde genommen (nicht als Gegenstand der angewandten Kunst)
steht das Werkchen den gleichzeitigen Erzeugnissen der holländischen
Malerei ebenbürtig zur
Seite.
Eine andere Probe
der rein holländischen
Richtung ist das Fliesen-
gemälde mit dem Arke-
busier (Abb. g); derselbe
ist gerade im Begriff, mit
der Lunte das Pulver in
seinem Gewehr zu ent-
zünden. Die Vorstellung
ist eine Kopie nach einem
Stiche von Jacques de
Gheyn und findet sich
in einem 1608 im Haag
erschienenen Werke
über das Waffenhand-
werk „Maniement d'ar-
mes, d'arquebuses, mous-
quetz et piques". Hier-
durch haben wir einen
Abb. s. Teller aus dem zweiten Viertel des XVllLjabrhunderls, Durch- Anrfaltspunkt für d":
mesw 1M Zentimeter Datierung der Arbeit; sie