Platz genommen hat - und das lebhafte Naturgefühl, das aus dem Land-
schaftlichen spricht, ist holländisch, auch die etwas plumpen und nichts
weniger als schönen Figuren sind echt holländisch, und holländisch ist auch
die Technik, die graue Zinnemaille an der Vorder-, die Bleiglasur an der
Rückseite. Aber die Farben, besonders das Gelb und das Gelbbraun auf
dem so reizvollen Band mit dem Blattornament und das Blau des Randes,
können die Herkunft von den Faänza-Arbeiten nicht verleugnen; das Grün
des Laubes und des Bodens weist verschiedene Nuancen auf. Dieser Teller
bedeutet einen Höhepunkt der keramischen Produktion, aber auch ein Ende.
Das National-Holländische, das hier im Begriffe ist, sich vom italienischen
Einiiusse frei zu machen oder sich das Italienische zu assimilieren, unterliegt
bald darauf völlig einem andern Einflüsse, der so wesensverschieden, daß
eine Versöhnung mit ihm unmöglich war, und das war der chinesisch-
japanische. Zum ersten Male in der europäischen Kunstgeschichte tritt hier
Ostasien als richtunggebende, vorbildliche Macht auf den Schauplatz; und
seitdem hat dieser EinHuß stetig zugenommen, und wenn nicht alles trügt,
ist derselbe auch heute noch im Wachsen begriffen.
Im Jahre 1602 war in Holland die Ostindische Kompagnie gegründet
worden, und die Schiffe der Kompagnie brachten außer den Gewürzen, den
Muskatnüssen und Gewürznelken, in denen in den ersten Jahren sogar ver-
schiedentlich die Dividende ausgezahlt wurde, auch zum ersten Male chine-
sisches und japanisches Porzellan in großen Mengen nach dem Mutterland.
Dies Porzellan muß sogar
schon bald ein sehr begehr-
ter Artikel gewesen sein. In
seiner Beschreibung der Stadt
Amsterdam aus dem Jahre
x6I4 verbreitet sich Pontanus
in dem Kapitel, wo er das
Haus der Ostindischen Kom-
pagnie beschreibt, sehr aus-
führlich über dies neue Por-
zellan, ein Zeichen, daß man
ihm große Bedeutung und
großen Wert beimaß. Und ein
halbes Jahrhundert später
sieht Dirk van Bleyswijck in
seiner Beschreibung von Delft
(r667) gerade den I-Iauptruhm
der Fayencefabriken seiner
Vaterstadt in der großen
Kunst, womit sie das chinesi-
sche Porzellan nachzumachen
Abb. n. Fliesen mit Plianzendarstellungen, Breite und Höhe
verstehen. z6'5 Zentimeter (Photo Versluys)