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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 5)

ausgeführt, sind die Figuren der Innen- 
seiten. Sie heben sich von einem leuch- 
tenden, in reichem Brokatmuster ge- 
preßten Goldgrund ab und sind viel 
besser erhalten als die Malereien der 
Außenseiten. Dargestellt sind Mariä 
Heimsuchung und die Darstellung im 
Tempel. Die erstgenannte Komposition 
hat einen großen linearen Reiz, der mit- 
unter durch nachdrückliche Konturie- 
rung (nicht bloß der Hände, sondern auch 
der Gesichtsumrisse der beiden Frauen) 
vom Maler selbst mit Absicht verstärkt 
erscheint. Wieder fällt die manierierte 
Feingliedrigkeit der Hände, die volle Bildung 
der Unterlippen und eine auf die Verstärkung 
des Eindruckes des Blickes abzielende Be- 
handlung der Augenpartien auf. Das goldig- 
grüne Obergewand der heiligen Elisabeth mit 
den daraus hervorleuchtenden roten Ärmeln 
und ihr rotgestreifter Kopfbund, Mariens 
bläulichgrünes Untergewand und himbeer- 
farbener Mantel heben sich mit schöner kolo- 
ristischer Wirkung vom goldenen Hinter- 
grund mit seinem reichen Spiel der Lichter 
und Schatten ab. Nicht ganz so glücklich 
wirkt die „Darstellung im Tempel" mit ihrem 
vorherrschenden Gelb (im Kleid des Hohen- 
priesters) und Weiß (im Tischtuch und Kopf- 
Abb. 5. Maria mit dem 1mm, Lindenholz, bund der heiligen Anna), die sich vom Gold- 
ob'ff;eißlc;hzllfgijgeziejzijbSäme grund nicht kräftig genug loslösen. Hübsch 
erfunden ist hier das Motiv des Kindes (Kör- 
per braun konturiert), das sich im Wegschreiten von der Mutter noch zu ihr 
zurückwendet. Das Gesicht des Hohenpriesters zeigt einen ausgeprägt 
jüdischen Typus. 
Als ein besonderer Vorzug dieser Tafelbilder darf ihre Unberührtheit 
von jeglichem Restaurationsversuch hervorgehoben werden, die der harmo- 
nischen und vornehmen Wirkung ihrer farbigen Erscheinung voll zugute 
kommt. Noch der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts (vgl. die Typen Nr. 64, 
74, 75 und so weiter bei Vöge; Nr. 233, 236 und 237 bei Josephi) gehört die 
Wandiigur einer Maria als Himmelskönigin mit dem Kinde an (mit aus- 
gehöhltem Rücken, unten abgeschnitten; Lindenholz, vielfach gespalten und 
vermorscht, Abb. 5). Spuren der alten Bemalung lassen erkennen, daß das 
Gewand der Jungfrau rot, ihr Mantel blau gefärbt war. Der weichere Stoff des 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

	        
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