ältere Stilformen vor. Eine überaus anmutige kleine Reliefhalbtigur der
heiligen Jungfrau mit dem Kinde, aus Stein und mit Resten alter Bemalung,
wurde uns aus dem Mühlviertel zugetragen; sie mag wohl einst über dem
Eingang eines Hauses dem vorübergehenden Wanderer zugelächelt haben
(XV. Jahrhundert). In dem fast lebensgroßen heiligen Christophorus mit
dem göttlichen Kinde (Ausgang XV. Jahrhundert, neu bemalt und zum Teil
ergänzt), der aus Linz stammt, haben wir wohl eine „I-Iausfigur" zu er-
blicken, als welche der heilige Christoph, wie zahlreiche Fresken beweisen,
besonders beliebt war. Endlich sind noch die Wandüguren der beiden
Drachenheiligen Margareta (neugefaßt) und Georg (abgelaugt), beides Spen-
den Seiner Durchlaucht des regierenden Für-
sten Liechtenstein, sowie die Hochreliefligur
einer stehenden Maria mit dem Kinde (mit den
Resten alter Polychromierung, angekauft aus
einer Spende) zu nennen; sie stammen sämt-
lich aus dem ausgehenden XV. und beginnen-
den XVI. Jahrhundert und bilden schätzenswerte
Bereicherungen unserer gotischen I-Iolzskulp-
turensammlung.
Ihr wird in jüngster Zeit eine Sammlung
einheimischer Holzplastiken des Barocks und
Rokoko angegliedert, die in erfreulichem Auf-
schwung begriffen ist, da hier die Konkurrenz
noch nicht so scharf und die Preise noch nicht
so abenteuerlich sind als im Bereich der gotischen
Bildnerei. Den ansehnlichsten Zuwachs auf die-
sem Gebiete verdanken wir wieder der Liberalität
des regierenden Fürsten johann von und zu
Liechtenstein, die uns im Vorjahr eine österrei-
chische (wahrscheinlich salzburgische) Barock-
skulptur von weit persönlicherer Durchbildung
bescherte, als die plastischen Arbeiten jener Zeit
gemeinhin zu verraten pflegen (Abb. 9). Es ist
die lebensgroße Holzfigur (mit spärlichen Resten
der Bemalung) eines Bischofs (angeblich Erz-
herzogs Leopold, Bischofs von Passau), der in
vollem Ornat, mit rechtem Standbein und ab-
gesetztem linken Spielbein dasteht, in der be-
handschuhten Linken den Krummstab, in der
Rechten ein Buch haltend, das er gegen die Hüfte
stemmt und mit dem er zugleich den herab-
Abb. g. Statue eines Bischofs, Holz, rauschenden Mantel festhält, so daß ein schweres,
(S'l'b'"gisCh-')' 33"" (Gmhmk bauschiges Gewandmotiv, wie es die Barock-
des regierenden Fürsten von und zu
Liechtenstein) plastik liebte, ermöglicht wird. Wie jedes wahre