und hageren Riesen die Degeneration der Gegenwart erschreckend in die Erscheinung tritt.
All dies wird mit einer Kraft des Wurfs, mit einem dekorativen Sinn und einem Farben-
geschmack gebracht, daß das Groteske, Häßliche, Traurige oder sinnlich Verderbte von
einer ernsten Schönheit verklärt wird, die versöhnend wirkt.
Was Goya und Greco in älterer Zeit geschaffen, was Cezanne und Gauguin in
späterer Zeit erreicht und gewollt, lebt in Zuloaga weiter. Er hat die Kühnheit der Bewe-
gung, die Kraft der Konzeption, die Energie und die Feinheit der Farbe, welche an die
Großen früherer Tage erinnert.
Er vermag monumental aufgebaute Landschaften und Figurenbilderldurch die ein-
fachste Tonwirkung zusammenzuschließen und bewegte, von äußerster Buntheit belebte
Porträte zu einer edlen Farbensinfonie zu erheben. Man wird gepackt, weil man eine große
Leidenschaft fühlt, die von einem reifen und kultivierten Können beherrscht wird.
Neben diese Kraftnatur aus der Fremde, der die Natur seiner Heimat, das tragische
Geschick seiner Nation, die Korruption der Enterbten aus dem Leben heraus groß zu
gestalten vermag, wirken die Versuche um so schwächlicher, die mit akademischen Kom-
positionsübungen, mit Kostümen, hinter denen bezahlte Modelle stecken, mit theatralischem
Aufputz die Größe der Vergangenheit glaubhaft machen wollen.
Ähnlich ergeht es den Porträten bekannter mondäner Größen, die trotz ihrer frap-
panten Ähnlichkeit, ihren Salonallüren ohne künstlerische Interpretation puppenhaft wirken
neben den charakteristischen TypenZuloagas. Diese bei uns unbekannten Menschen werden
allein durch ihre Charakteristik und das malerische Problem, dem sie dienen, interessant
und anziehend gemacht, als ob wir sie lange kennen würden.
Das ist das Wichtigste, was diese Ausstellung zu sagen hat. Das bunte Vielerlei birgt
Tüchtiges und Schwaches, ehrliche Arbeit und seichten Dilettantismus. Am stärksten wird
aber stets das einheitliche Bild einer gefestigten Persönlichkeit wirken. Einer solchen Raum
gegeben zu haben ist das größte Verdienst der Ausstellungskommission.
Sie hat auch noch andere Gäste zugelassen, wie den Hotten und eleganten Sarolla
oder den tüchtigen und eigenartigen Dänen Willurnsen, den herben stilistischen Sterrer
und den weichen träumerischen Hudecek und manche andere, denen man in dieser Um-
gebung schwer gerecht wird. Gerade das bunte Vielerlei des Ungleichwertigen ermüdet
und verwirrt den Unerfahrenen, stößt den Genußfähigen ab. Darum ruht man mit erhöhtem
Genuß bei Zuloaga aus.
SEZESSION. Die Vereinigung bildender Künstler Österreichs, oder vielmehr der
heute noch vereinigte Teil dieser Künstlergruppe hat den großen Vorteil für sich, mit
künstlerisch belangreichen Kronländem und Nationen in Fühlung zu sein. Daß ihnen Polen
und Slowenen treue Gefolgschaft leisten, gibt ihnen die Möglichkeit, doch eine größere
Zahl von Räumen mit einer stattlichen Anzahl tüchtiger Leistungen zu Füllen. Diese Räume
sind vornehm zusammengestimmt, geschmackvoll und diskret zum intimen Genuß der
Kunstwerke ausgestaltet und das, was an den Wänden hängt, zeigt ein erfreuliches Niveau.
Es fehlen die Nichtigkeiten, die aus unkünstlerischen Gründen geschaffenen Werke -
allerdings fehlen auch große Sensationen und Überraschungen. Auch das ist in gewissem
Sinne ein Vorteil. Man fühlt bei den meisten Werken, daß sie aus inneren künstlerischen
Bedürfnissen herauswuchsen, nicht aus gesellschaftlichen oder Sensationsbedürfnissen;
daß das Malen und Wirken die Hauptsache ist, nicht aber der dargestellte Gegenstand
oder der literarische, historische Hintergrund. Deutlich scheiden sich die Temperamente
und Talente, wenn sie sich auch auf verwandtem Gebiete betätigen.
Kamocki, Jarocki und Filipkiewicz repräsentieren die polnische Malergruppe, bei
denen sich die Kultiviertheit des Farbensinns mit einer intensiven Naturanschauung und
einer kraftvollen Breite der Technik vereint.
Wie jarocki sich selbst in einer winterlichen Gebirgslandschaft malt oder die ver-
schneite Dorfkirche in den Karpathen mit dem bunten Bauernstaat, das erinnert an die