die Reife der Meisterschaft, aber die interessante Wirkung von intensiv Suchenden
eigen ist.
Die jüngste französische Entwicklungsstufe der Nachfolger Cezannes, Gauguins,
Denis' und anderer, die in der äußersten Vereinfachung der Fonn das Mittel zur stärksten
Steigerung und höchsten Verfeinerung der Tonwerte erblicken und die Fähigkeit aus-
bilden, mit Wenigem viel zu sagen, diese verlockende und schwierige Art zu wirken wird
von mehreren jüngeren Künstlern gepiiegt.
Unter ihnen fällt der in Paris lebende G. Merkel auf, der in sehr ungleichwertigen
Arbeiten teils erfolgreich in tüchtigen Naturstudien, teils unzulänglich, wenn er sich zu
selbständigen und strengen Kompositionen erhebt, diese Wege geht. Ähnliches empfindet
man bei Kolig, Revy und Feistauer, die vor der Natur große Feinheit der Tonempiindung
betätigen. Nur Schiele liebt es, ganz frei und unabhängig von der Natur seinen kapriziösen
Farbenimpressionen nachzugehen, die dann zwar oft etwas unverständliche Phantasien,
immer aber reizvolle Fleckwirkungen ergeben.
Der amüsante O. Laske strebt hingegen, in seinen an Einfällen reichen Kompositionen
bunte Impressionen wiederzugeben, wie auch seine zahlreichen Reiseskizzen zeigen. Er hat
das echte Erzählertalent, dem nur bei lebhaften Vorgängen und wimmelnden Figuren recht
wohl ist. Diese weiß er aber stets geistvoll, wenn auch flüchtig und andeutungsweise so
hinzusetzen, daß man sich lebhaft angeregt fühlt.
Daß treffliches zeichnerisches Können und geschmackvolle Farbe nicht davor
bewahren, trocken zu werden, sieht man bei R. Sieck, der in der Verkleinerung durch
Reproduktionen sehr gewinnt und bei Hans Unger, der am besten in seinen Blumenstilleben
wirkt. Hingegen ist die derb zugreifende Faust des Polen Pautsch wieder durch ihre
Gewalttätigkeit manchmal zu unbekümmert. Seine Wirkungen gehören zu den stärksten,
aber nicht zu den feinsten.
Die bekannten Mitglieder des Hagenbundes bringen jeder in seiner Weise ernste
Früchte der Jahresarbeit. Doch weil mit dem Aufzählen von Namen ja niemandem gedient
wird, sei an dieser Stelle auf ihre würdige Haltung hingewiesen und ihnen der Wunsch
ausgesprochen, daß die schweren Stunden des Augenblicks bald von einer hoHnungs-
reicheren Zeit abgelöst werden mögen.
KUNSTSALON HUGO HELLER. Über die vielen amüsanten Einfälle Heinrich
Kleys, die hier die Wand bedecken, ist wenig zu sagen. Ihr Humor und ihre flotte
Mache ist allen Lesern des „Simplizissimus" zur Genüge bekannt, die nun an den Originalen
den ursprünglicheren Reiz dieser Kneipzeitungs- und Witzblattillustrationen mit Schmunzeln
genießen können. Seine Aquarelle stehen weit zurück hinter den Zeichnungen. Die male-
rischen Versuche Walter Fraenkels lassen einen noch tastenden und suchendenKünstler
erkennen, den die herbe Strenge früher Kunstperioden in unserer nervösen Zeit festhalten
will. Klara Rilke bringt eine Reihe tüchtiger Porträtköpfe aus der Welt berühmter Schrift-
steller, die weniger eine große Selbständigkeit als ernstes Studium moderner Künstler und
der Natur selbst verraten, die Ehrlichkeit des Wollens und Könnens zeigen. Luise Horo-
witz bringt eine Vitrine mit Stickereien und Schmuckstücken, die erkennen lassen, daß sie
einen richtigen Blick für ornamentale Wirkung und Farbe besitzt und das Material wie
die Technik in ehrlichem, modernem Sinne handhabt.
GALERIE ARNOT. ITALICO BRASS. Der Venezianer Maler Italico Brass hat
eine größere Zahl von Studien und Bildern bei Arnot ausgestellt. Er sucht in der
Lagunenstadt nicht die südliche Sonne, sondern die graue Stimmung, die an zahlreichen
feuchten nebligen Tagen in Venedig so häufig ist. Die Farbenfreude des Volkes, die starke
Farbe an Trachten, Uniformen und Priesterkleidern gibt den Akzent.
Man bedauert seine flüchtige, nicht tiefe, italienisch leichtherzige Art, mit den Er-
scheinungen zu spielen, die seiner feinen Tonempiindung den nötigen Ernst entzieht.