Der Plakatkunst steht dies, wie es ja auch von diesen Künstlern zu erwarten ist.
nah; und durchaus plakatmäßig scheinen die Glasplatten von Ludwig Hohlwein mit ihren
kräftig Hächigen Sportszenen, Reitern im Gelände, Hundetypen, Pintscher und Box mit
den witzig tupiigen und fleckigen Schattierungen.
Sehr eigen und neuartig sind zwei Phantasien aus dem Leben des Wassers von
Christophe und Böld. Christophe wählt einen hellgrün kristallisch lichten Grund und
zaubert darauf mit farbigem Glasmosaik das Gewimmel der Algen, Seesterne, Korallenäste,
Taschenkrebse. Und Bölds Marine spielt im Schwarz und im milchig opalenen Licht.
Opalen, blasig, wellig, schillernd breitet sich der Grund, und als schwarze Silhouette
schnellen durch die Maschen und Verschleifungen, die von der Verbleiung gezeichnet
werden, dahinfiitzende schuppenglitzrige Fische.
Weniger Gelungenes fehlt auch nicht: leeres allegorisches Pathos der „Idealfiguren";
Haufrostige Walter Crane-Rankenzüchterei; die zwar drolligen Berliner Typen von Zille,
die aber nicht das Wesentliche der Glasmaltechnik zeigen und nur wie Abziehbilder wirken.
Einen Versuch, Figuren im Gegenwartskostüm als Motiv zu verwenden, machte
Julie Wolf-Thorn in ihrer Gartenszene, dem Laubengang mit Lampions, dunkelglühenden
Beeten und einer Ästhetengesellschaft, Frauen in Hängegewändern mit Laute und einem
langhaarigen Jüngling vom Typus des jungen Emil Ludwig, der „Manfred und Helena"
gedichtet.
Doch für das ornamental-dekorative Wesen der Glasmalerei erscheint das viel zu
nah und stotflich erzählerisch. Und es erinnert an den so unglücklichen Vorhang der
neuen Kurfürsten-Oper, der in seiner Schmuckvignette drei Dämchen um einen ersten
Geiger im langschößigen faltenwerfenden Bratenrock zeigt. Unsere Tracht hat ihren Reiz
in der Bewegung, in der praktischen Betätigung, beim Sport vor allem; für bildhaft fest-
gelegte stilisierte Feierlichkeitsemphase fehlt ihr der Sinn. F. P.
ERLIN. SILHQUETTEN. Die liebliche Schwarzkunst alter Zeiten wird jetzt von
geschickten einfallsfreudigen Händen erneut. Der Kunstsalon von Friedmann und
Weber lud zu einer Ausstellung ein und die Beteiligung war nicht nur numerisch groß,
sondern vor allem überraschend durch die Fülle neuartiger Wirkung und durch die phanta-
sievolle, ja raffinierte Weiterbildung der alten schlichten Technik.
Man sieht zunächst Variationen des traditionellen Schattenrisses, Biederrneiereien,
Haus- und Genreszenen am Spinett, am Teetisch, jungfernkranzfräulein, Bürgerwehr und
Landsoldaten mit dem Strickstrumpf auf Wache, Spinnstubenidylle, Kinderweisen,
Hemdenmätze, Märchenscherze, gravitätische Störche, die zierliche Babys aus dem Sumpf
holen, Elfenspuk und Waldweben.
Feine Hände sind hier mit der Schere am Werk. Ein Naturgefühl voll Innigkeit und
stillen andächtigen Lauschens zeigt vor allem ]0hanna Beckmann. Sie bildet liebevoll das
Leben der Halme, Gräser und Zweige nach, sie ist wie eine kleine Wichtelfrau, die durch
das Moos huscht; das kleinste Kraut und das scheueste Tierlein aus dem Busch spricht
zu ihr vertraut. Sie hat ihr irdisches Vergnügen in Gott, und das Neigen ihrer haar-
feinen Baumzweigfaden, das Wehen ihrer Bebefarren, die Verschränkungen ihrer Äste,
in denen man das Wispern zu hören glaubt, sind voll seligen Lebens.
Dann gibt es preziöse Anmut. Die Gräfin Stillfried-Dohna schmückt ein Boudoir,
das Boudoir einer Sammlerin edler Porzellane, mit einem Silhouettenfries zierlicher Figu-
rinen, schleppentragender Pagen, koketter Paare in Menuettgrazie.
Prinz August Wilhelm läßt auch die Schere spielen, er schneidet Jünglings- und
Mädchenköpfe der empfindsamen Zeit. Er entwarf auch zwei Scheibengardinen: in Tüll-
grund von Ranken umspielt junge frühlingshafte Wesen. Das ist sehr reizend und gelang
besser als die strengere Aufgabe, die ihn lockte, auf dem Rund eines Lampenschirms
„Frauen vom Hofe Napoleons" zu versammeln. Die schönen Schatten im Schattenbild,
voran Madame Josephine, stellen sich in ihren Ovalmedaillons gewinnend dar, doch die