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Haubenkopf und heraldisch fächrigem
Gefieder im Auf- und Niedertauchen.
Auch in der Skulpturabteilung
der Ausstellung spielen die Tiere eine
große Rolle. Eine ganze plastische
Menagerie baut sich auf: kollerige
Truthennen mit sehuppigem Hals von
Anne Marie Carl-Nielsen, eine sträu-
bige Kampfschnepfe und ein Kron-
kranich mit aufgesetztem Goldstachel-
reiher von Gomansky, ein wammiger
Bison von Erich Hösel undder See-
löwe aus Kalkstein von Hauschild.
Eine gute Idee war es, eine be-
sondere Abteilung für Holzplastik ein-
zurichten. Das Relief „Äskulap bei
einem Kranken" von Josef Sommer,
das wohl aus Holz, sich aber als
„Steinimitation" ausgibt, hätte aller-
dings keine Aufnahme verdient. Aber
sonst begegnet manch Erfreuliches.
Besonders gelungen sind die Heiligen-
bilder und charakteristischen Bauern-
typen. Der Witz und die Laune alt-
deutscherschwankbüchenderxinder. Frühjahrsausstellung österreichischer Kunstgewerbe. Vase
und Hausmärchen verkörpert sich in mit drei Putti, nach Entwurf von Professor M. Pcwolny, aus-
dem verratenen Hühnerdieb von dem geg-ühn von 5„ Wim" Kemmik
so begabten Pagels, in dem heiligen
Georg, in dem eckig-höckerigen Bäuerlein unter der Hucke, in den farbigen Rittern, in der
Alten mit der Geiß, in den Kraxenträgern und der Miniature des jungen Königs. Der form-
sicherste Gestalter in Holz, Bai-lach, der fehlt hier freilich. Der gehört der Sezession.
F. P.
DER BURGUNDISCHE PARAMENTENSCHATZ DES ORDENS
VOM GOLDENEN VLIESE." Schon im Jahre 1864. hat das k. k. Öster-
reichische Museum für Kunst und Industrie den berühmten burgundischen Omat in Bild
und Wort der Öffentlichkeit übergeben. Und man wird zugestehen, daß die Veröffentlichung
für die damalige Zeit (und trotz der Unvollständigkeit des Abbildungsrnaterials) technisch
wie wissenschaftlich sehr verdienstvoll war; man wird aber auch begreiflich finden, daß
nach einem so langen Zeitraume das Werk nicht nur vorn Markte verschwunden und
technisch überholt ist, sondern daß uns heute manches auch geschichtlich und künst-
lerisch anders erscheint. Julius von Schlosser hat den Text sehr kurz gefallt, aber trotzdem
die wichtigsten Fragen der äußeren Entstehungsbedingungen, des entwerfenden Künstlers,
der Technik und der ausführenden Hand klar und sorgfältig verzeichnet; er kommt auf
Grund bisher nicht gekannter oder nicht richüg eingeschätzter Quellen zu dem Ergebnisse,
daß der Ornat unbedingt der des Vliesordens ist, eine Tatsache, die bisher vielfach mit
Unrecht bezweifelt worden ist. Der künstlerischen Richtung nach versetzt Schlosser die
Vorbilder in den französischen Teil der Niederlande, nicht nach Flandern, das bis nun
gewöhnlich als die künstlerische Heimat der Werke angegeben wurde.
' Der burgundische Paramenlenschatz des Ordens vom Goldenen Vliese. Irn Auftrage des hohen Oberst-
kärnmereramtes Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät herausgegeben von julius von Schlosser. Wien
(A. Schroll Q Co.), 1912.