aller Malerei erklärt wird! Von der Wandlung, die sich
in der kunsthistorischen Wertung der Barocke voll-
zogen hat, wird Österreich mit am meisten profitieren.
wie sich heute deutlich zeigt. Zu den Künstlern, die
noch vor wenigen Jahren kaum dem Namen nach
bekannt waren und die heute mit deutlich umschrie-
bener Physiognomie, in ihrer vollen künstlerischen
Figur, vor uns stehen, gehörtjosefThaddäus Stammel,
dessen Bildwerke Admont und die Admonter Kirchen
verherrlichen. Auf ihn haben zuerst der treflliche
Grazer Konservator Graus und Schnerich energisch
hingewiesen; dann hat Suida den imposanten Drei-
Pferde-Altar (St. Martin, St. Paul und St. Eligius, mit
je einem Pferd) in seinen „Österreichischen Kunst-
schätzen" gebracht, und jetzt breitet ein Landsmann
das Lebenswerk Stammels, soweit es bis heute eruier-
bar war, in 56 Lichtdrucktafeln vor uns aus" und ruft
damit den Eindruck einer künstlerischen Persönlichkeit
hervor, die ernste Beachtung und eifriges Studium
verdient. Die Berührung mit Stammel hat etwas Er-
frischendes: er gewinnt den abgeleiertsten Sujets neue
Reize ab und überrascht immer wieder durch die
sprudelnde Fülle seiner Erfindungen. Dabei ist er nie
geschraubt oder geziert, sondern wahrhaft volksmäßig,
kräftig und originell in der Empfindung bis zur Derb-
heit. Seine (urkundlich beglaubigte) italienische Reise
hat ihm kein akademisches Zöpfchen angehängt, aber
man kann ihre Spuren in der hohen formalen Schön-
heit zum Beispiel der beiden vergoldeten Reliefmedail-
lons am Frauenberger Altar oder dervier weiblichen
Allegorien in der Admonter Stiksbibliothek deutlich
erkennen. Seine leidenschaftlich erregten, prachtvoll
durchgebildetenApostel (ebendort)verraten einen ganz
deutlichen Ehrgeiz in der Richtung gegen Michelangelo
und so weiter. Es wäre dankbar gewesen, diesen
Spuren und Einliüssen nachzugehen wie auch an den
Jugendwerken Stammels die Schulmerkmale (Schoy)
aufzuzeigen. Dann hätte angedeutet werden müssen,
was in seinen Werken gemeinsames Gut der Zeit ist,
und die Parallele mit verwandt strebenden alpenlän-
dischen Bildschnitzern des XVIII. Jahrhunderts, zum
Beispiel der Familie der Schwanthaler in Oberöster-
reich, hätte lehrreiche Ergebnisse zutage gefördert. Am
originellsten ist Stammel in der Eigurenreichen Erzäh-
lung, wo er seiner Phantasie und Laune die Zügel
schießen läßt, wie auf den Reliefs in Seitenstetten oder
jenen der Admonter Stihsbibliothek. Hier hat sein Stil
ein ganz charakteristisches, nicht wieder zu vergessen-
des Gepräge. Mayr hat sich darauf beschränkt, die
"' Die Werke des Plastikers Josef Thaddäus Stammel in Ad-
mont und andern Orten (f 1765). Herausgegeben von Professor
Anton Mayr. Wien rgrz. Verlag von Anton Schroll ä Co.
Ausstellung der Kunstgewerbeschule
Wien. Skizzen, unmittelbar in Holz ge-
schnitzt von Wilh. Sliwka (Fachklasse
Professor F. Barwig)
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