Abb. r7. Frauenligürchen mit Schapel und offenem Haar als Kinder-
klappern aus gebranntem Ton. Straßburg, XIII. Jahrhundert (Straß-
burg, Museum elsässischer Altertümer, Altes Schloß)
niederblickend, wie es die
Minnesänger damals als
Schönheitsideal lobprie-
sen (Abb. I7). Ein anderes
Mal verbildlicht solch eine
töneme Rassel ein Mäd-
chen mit zwei Tauben am
Brunnentroge (Abb. I8).
Auch allerlei Reitertiguren
fabrizierte jene Zeit für das
Spiel der Kinder aus un-
glasiertem oder glasiertem
Ton, wovon uns die Ab-
bildungen rg bis 21 vier in
ihren Stildifferenzen recht
charakteristischeBeispiele
aus drei verschiedenen
Jahrhunderten des späte-
sten Mittelalters darbieten
können. Derartige Ritter-
gestalten wurden nicht sel-
ten auch zu Marionetten-
spielen verwendet, in de-
nen sie, an Schnüren ge-
zogen, als Turnierpuppen gegeneinander kämpfen mußten, wie es schon eine
Abb. 18. Mädchen mit Tauben
an einem Brunnentrog, der als
Kinderklapper dient. Gebrannter
Ton, Straßburg. XIII. Jahrhun-
dert (Straßburg, Museum elsäs-
sischer Altertümer, Alte Schloß)
Miniatur des späteren XII. Jahrhunderts im Hortus deliciarum
zeigt (Abb. 22). Ein gleiches Spielzeug erscheint in Hans Burgk-
mairs „Weißkunigß dem die Kriegstaten Kaiser Maximilians I.
verherrlichenden I-Iolzschnittwerk aus dem zweiten Jahrzehnt
des XVI. Jahrhunderts, als „Kurtzweyl in der Jugend" abgebildet,
und das Bayrische Nationalmuseum in München bewahrt aus
der Sammlung Kuppelmayr noch zwei stattliche Turnierritter-
puppen der deutschen Renaissanceperiode in der
vollständigen Ausrüstung zum adeligen „Stechen".
Von dieser Epoche an mehren sich nun die
Denkmäler für die Kunst der Puppe naturgemäß
beträchtlich. Die Nürnberger Spielwarenindustrie
reicht bis in diese Tage zurück. Paris zeigt eine schon
damals sich entwickelnde Blüte in der Herstellung
sehr kostbarer Modepuppen, von denen wir zwei
beispielsweise anführen, eine aus der Zeit Franz 1.,
der Sammlung Derville in Paris angehörig (Abb. 23),
und eine etwas jüngere aus der Zeit Heinrichs IV.
der bekannten Wiener Sammlung Figdor (Abb. 24).