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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 8 und 9)

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Publikum beliebtesten Läden war der „zum violetten Affen" in der Rue 
St. I-Ionore, dessen Besitzer Biennais sich auf seiner Geschäftskarte als 
„marchand tabletier, ebeniste et eventailliste" bezeichnet (Abb. 25 und 26). 
Bei ihm kaufte man alle möglichen Spiele für Erwachsene und für Kinder. 
In den Tagen des Empire wurde er durch einen gewissen Darbo abgelöst, 
dessen Geschäft „zu den drei 
Affen" sich in der Rue de 
Richelieu befand. 
Die französische Puppe 
war stets eine elegante M0- 
dedame. Das scheint bis in 
die ältesten Zeiten, bis zu 
denen wir ihre Existenz über- 
haupt verfolgen können, so 
gewesen zu sein. Sie diente 
deshalb nicht nur den Kin- 
dern zum unschuldigen Spiel, 
sondern sie behauptete auch 
eine wichtige Rolle als Ver- 
rnittlerin der Pariser Ele- 
ganz, besser, weil dreidimen- 
sional, als die nur durch die 
Fläche wirkenden Mode- 
kupfer. Bereits im Jahre I 39 1 
läßt die Königin Isabeau von 
Bayern, die Gattin König 
Karls VI. von Frankreich, 
eine Anzahl schön geputzter 
Puppen der Königin von 
England übersenden, um ihr 
die bei ihrer Hochzeit getra- 
genen französischen Pracht- 
gewänder vorzuführen. 1497 
läßt die Königin Anne de 
Abb. 24. Französische Renaissancepuppe in einem Gewand aus Bretagne eine große Puppe 
Seidenbrokat, um 1600 (Wien, Sammlung m. Albert Figdor) als GCSChCUk für die Königin 
Isabella von Spanien anferti- 
gen, und da ihr Kostüm beim ersten Mal, als nicht reich genug, nicht den 
Beifall der hohen Auftraggeberin fand, ließ man sie völlig neu anziehen und 
mit noch köstlicheren Beigaben schmücken. Und 1571 sendet die Königin 
von Frankreich Claude de Lorraine ihrer Freundin, der Herzogin von 
Bayern, die die Geburt eines Kindes erwartet, als Patengeschenk eine nach 
der letzten Mode prächtig ausstafßerte Pariser Puppe, an der wirklich die 
junge Mutter noch mehr Freude empfindet als das Kind selber, da sie sich
	        
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