und wider diese I-Iolzpuppen
des begeisterten Zuschauer-
gemüts, das ja in unserer
immer mehr intellektuali-
stisch gewordenen Kultur
meistens nur noch ein leb-
haftes Kinderherz ist," der
beste Boden allerdings für
die Beseelung von Puppen
und Puppenspielen: In dem
poetischen Märchen E. T.
A. Hoffmanns „Nußknacker
und Mausekönig" schildert
der Dichter, welche schreck-
lichen Kriegsabenteuer und
Lebensgefahren das Weih-
nachtsspielzeug in der fest-
lich erregten Phantasie einer
kleinen Maria zu bestehen
hatte. Aber keineswegs be-
darf es immer reicher Spiel-
zeuge, um die Vermensch-
„w lichung der lieben Puppe
Abb. 33. Englische, durch einen Federmechanismus bewegliche Auge des Kindes, der
Modepuppen „The Fasllcimarät:giählvlggrtfphie der Restaurations- kleinen Mutter, des Väter_
{i chens, des Freundchens und
der Freundin, wirklich werden zu lassen: Jene früharabische Puppe aus
Achmim(Abb. 1 5) gab nichts mehr als primitive geometrische Anregungen, aus
denen die ganze physiognomische Lebendigkeit zu gewinnen war. Aber auch
dieses erscheint schon für die kindlich spielende Vorstellung als ein unnötiger
Überfluß an konkret Gegebenem, da bereits der von einem Lappen umwickelte
Stock des Mädchens aus dem Volke genügt, für sein Spielen aus der un-
organischen Sache ein höchst seelenvolles Wesen zu machen, ein Willens-
objekt oder Willenssubjekt, je nachdem, ein vom Kinde abhängiges Geschöpf
oder einen ihm Furcht und Verehrung einflößenden Gott. Und tatsächlich sind
auch die völkerpsychologischen Zusammenhänge zwischen Idol und Puppe,
zwischen dem göttlichen Abbild und Fetisch und dem kindischen Spielzeug
weit enger, als das eine nur äußere Betrachtung anzunehmen vermag, worauf
ja einige unserer ältesten Beispiele (Abb. I, 2, 6) deutlich genug hinweisen.
" Für Erwachsene wie für Kinder bestimmt war hingegen das Marionettentheater Münchener Künstler,
geleitet von Paul Brann, das in den letzten Jahren im Münchener Ausstellungspark auf der Theresienhöhe zu
Sehen war und seine Gastspiele auch in verschiedenen deutschen Großstädten gab. In seiner stilvollen Gesamt-
form von bildender und akustischer Kunst erfüllte es die Sehnsucht vieler künstlerisch interessierten Menschen,
die naive Dramatik und eine lustige Augenfreude allem Wirrwarr einer analytischen Psychologie und eines
übertriebenen, zu realistischen Kunsrausdrucks verzogen. Die theatralische Einheit aller mitwirkenden Künste
erschien auf dieser Bühne en miniature viel überzeugender als in dem Pomp sämtlicher großer Musikdrarnen.
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