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Als eigentliche Stifterin ist aber die Gräfin Hemrna, Gattin des Grafen
Wilhelm von Friesach und Zeltschach, des Sanngaues und der unteren Mark,
eine Tochter des Grafen Engelbert von Peilenstein, eine Blutsverwandte des
deutschen Kaisers Heinrich II., zu betrachten, weil sie das Meiste an Gütern
geschenkt, überhaupt die Anregung zur Gründung dieses Klosters gegeben
hatte. Als die Gräfin, die zu den reichsten Allodialbesitzern des Landes
zählte, sehr früh verwitwet, auch ihre beiden bereits erwachsenen Söhne
verloren hatte, - sie sollen von den Bergknappen zu Zeltschach ermordet
worden sein - zog sie sich von dem Weltgetriebe zurück, errichtete die
Domkirche zu Gurk, stiftete dort auch ein Frauenkloster" und nahm mit
einer großen Anzahl adeliger Jungfrauen bei der Einweihung des Domes am
r 5. August 1042 den Schleier. Ihre sämtlichen Allodialgüter verwendete sie
zu diesen religiösen Stiftungen, einen großen Teil derselben übergab sie aber
dem Erzbischof Balduin von Salzburg mit der Verpflichtung, im Admonttale
ein Kloster zu errichten. Gräfin Hemrna starb am zg. Juni 1045, Erzbischof
Balduin imjahre 1060, ohne daß es ihm möglich geworden war, die Stiftung,
der er selbst noch erhebliche Grunddotationen angeschlossen hatte, zur
Durchführung zu bringen. Erst sein Nachfolger, Erzbischof Gebhard, brachte
den Wunsch der Gräfin Hemrna in Erfüllung, als er im Jahre 1072 ins
Ennstal kam, um den Bauplatz für das neue Kloster zu bestimmen. Die
Gründungslegende erzählt, daß dem Erzbischof, als er wegen des Baues im
Zweifel war, ein von Geburt Taubstummer vor ihn hintrat und ihm zur
Überraschung aller Anwesenden, für einen Moment der Sprache mächtig,
zurief: „Du mußt dies Werk anfan-
gen, Gott aber vollendenlm"
Der Stiftungsbrief Gebhards so-
wie die Bestätigung der Stiftung durch
Papst Gregor VII. sind leider ver-
loren gegangen; ein später vom Erz-
bischof Konrad I. um das Jahr 1x06
verfaßtes Instrument muß nun für
beide Dokumente als Ersatz dienen.
Das neue Kloster wurde von dem
Benediktinerstift St. Peter in Salzburg
' Das jetzige Benediktinnenkloster St. Hemma
zu Gurk, gegründet xßga, ist ein bloßes Priorat, ein
Filialkloster des Mutterstiftes Nonnberg in Salzburg
und benutzt kein eigenes Wappenbild.
"w Die' Tradition behauptet, daß zur Erinnerung
an diese: merkwürdige Ereignis im Stifte die Gepdogen-
heit aufkam, eine Anzahl von Taubsxummen, gewöhn-
lich zwölf, in Verpflegung zu nehmen. Die erste Notiz
über diese damals Noru oder Nun: genannten Leute
findet sich im Jahre 1475. Heute führen diese Armen
die Bezeichnung Gnggen oder Malterer, weil sie be-
sonders bei der Bereitung des Mörtels (Malter) Ver-
wendung linden. '
Abb. 5. Benediktinerstift Admont
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